238 Gefiltertes Licht
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... selbst wenn die Fenster eine schöne Lage haben, kann Blendung zu einem Problem werden - TÜREN UND FENSTER NACH BEDARF (221). Die Weichheit des Lichts im und um das Fenster macht für einen Raum einen entscheidenden Unterschied. Die Gestalt der Rahmen kann das Problem zum Teil lösen - TIEFE LAIBUNGEN (223) -, aber das ist noch nicht genug.
Durch Blätter oder Maßwerk gefiltertes Licht ist wunderschön. Aber warum?
Wir wissen, dass das durch einen Baum voller Laub fallende Licht sehr schön ist - es wirkt anregend und erzeugt Freude und Heiterkeit; und wir wissen, dass einheitlich beleuchtete Flächen langweilige, uninteressante Räume schaffen. Aber warum?
- Der einleuchtendste Grund: Direktes Licht, das von einer punktförmigen Quelle kommt, wirft starke Schatten und erzeugt grelle Bilder mit starken Kontrasten. Und die Menschen haben eine optische Veranlagung, die diesen Kontrast noch verschärft: Unser Auge verstärkt Grenzlinien automatisch, so dass wir sie schärfer sehen, als sie in Wirklichkeit sind. Bei einer Farbkarte mit verschiedenen, nebeneinander liegenden Farbstreifen hat man beispielsweise den Eindruck, dass zwischen den Streifen dunkle Linien sind. Diese Kontraste und scharfen Grenzlinien sind unangenehm - die Gegenstände scheinen hart zu sein, und unsere Augen, die sich nicht an den Kontrast anpassen können, nehmen die Einzelheiten nicht wahr. Deswegen besteht das natürliche Bedürfnis, das Licht mit Hilfe von Lampenschirmen oder indirekter Beleuchtung zu streuen, sodass die vom Licht erzeugten Bilder „weicher" werden, das heißt, dass die wahrgenommenen Grenzlinien nicht scharf sind, weniger Kontrast und Schatten herrscht und die Details besser zu sehen sind. Das ist auch der Grund, warum Photographen statt direktem Licht reflektiertes Licht einsetzen, wenn sie Gegenstände aufnehmen; sie erfassen dadurch Details, die sonst vorn Schatten verschluckt würden.
- Der zweite Grund: Verringerung der Blendung um das Fenster herum. Wenn helles Licht durch das Fenster kommt, entsteht gegenüber den dunklen Wänden um das Fenster herum Blendung — siehe TIEFE LAIBUNGEN (223). Wenn das Licht vor allem an den Rändern des Fensters gefiltert wird, blendet es weniger, weil weniger Licht hereinkommt.
- Ein dritter Grund, eine bloße Vermutung: Möglicherweise ist es ganz einfach so, dass ein Gegenstand, auf dem kleine Lichtmuster tanzen, sinnlich anregend wirkt. Manche Filmregisseure behaupten, dass das Lichtspiel auf der Netzhaut ganz von sich aus die Sinne anspricht.
Um gefiltertes Licht zu erzeugen, sollten bei Fenstern mit direkter Sonneneinstrahlung teilweise Kletterpflanzen und Gitterwerk angebracht werden. Blätter eignen sich besonders gut, weil sie sich bewegen. Und der Rand des Fensters kann feines Maßwerk haben — das heißt, nicht der Rahmen, sondern der Rand des Glases selbst —, so dass das hereinfallende Licht vorn Fensterrand zur Fenstermitte hin allmählich stärker wird; das Maßwerk sollte vor allem am oberen Teil des Fensters sitzen, wo das Licht am stärksten. Bei vielen alten Fenstern kommen diese Überlegungen kombiniert vor.
Daraus folgt:
Leg dort, wo sich der Rand eines Fensters oder eine überhängende Dachkante silhouettenartig gegen den Himmel abzeichnet, ein detailreiches Gewebe von Hell und Dunkel an, um das Licht zu brechen und weicher zu machen.
Am einfachsten lässt sich das durch Kletterpflanzen bewerkstelligen, die so gezogen werden, dass sie um die Außenseite des Fensters herum wachsen — KLETTERPFLANZEN (246). Gibt es keine Pflanzen, kann es auch sehr schön mit einfachen Markisen erreicht werden — MARKISENDÄCHER (244) —, möglicherweise bunt — WARME FARBEN (250). Gefiltertes Licht kann aber zum Teil auch dadurch erzielt werden, dass man im oberen Teil des Fensters, wo das Licht am stärksten ist, kleinere, feine, kunstvoll gearbeitete Scheiben anbringt — KLEINE SCHEIBENTEILUNG (239)