221 Türen und Fenster nach Bedarf
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... man kann sich vorstellen, im Skelett eines bereits teilweise errichteten Gebäudes zu stehen, mit den Pfeilern und Balken an den entsprechenden Stellen — KASTENPFEILER (216), RANDBALKEN (217). Aus den Mustern AUSSICHT DES MÖNCHS (134), STRASSENFENSTER (164), PLATZ AM FENSTER (180), FENSTER MIT BLICK AUF DIE AUSSENWELT (192), TÜREN IN DEN ECKEN (196) weiß man ungefähr, wo man Türen und Fenster haben will. Nun kann man die genaue Lage der Rahmen festlegen.
Die richtige Lage für ein Fenster oder eine Tür zu finden, ist eine subtile Angelegenheit. Nur sehr wenige Bauweisen nehmen darauf Rücksicht.
In den heute gängigen Bauweisen gibt es die Feinheiten der Fenster- und Türanordnung fast nicht mehr. Aber gerade diese Feinabstimmung bis auf den letzten halben Meter oder sogar bis auf die letzten paar Zentimeter macht den großen Unterschied aus. Das sieht man an jeder Tür und jedem Fenster, das genau passt. Man muss sich nur ein schönes Fenster suchen, es genau betrachten und sich vorstellen, wie es aussähe, wenn seine Dimensionen in irgendeiner Richtung um ein paar Zentimeter verändert würden.
Sieh dir die Fenster und Türen in der Mehrzahl der Gebäude aus den vergangenen 20 Jahren än. Geh einmal davon aus, dass sie ungefähr die richtige Lage haben; aber beachte, um wie viel besser sie wären, wenn man sie um ein paar Zentimeter in die eine oder andere Richtung verschieben könnte, sodass jedes aus den jeweiligen speziellen Umständen — dem unmittelbar dahinter liegenden Innenraum und dem Blick hinaus — größeren Vorteil ziehen könnte.
Meistens ist es ein starres Konstruktionssystem in Verbindung mit einer formalen Ästhetik, die die Fenster so tödlich im Griff haben. Ansonsten hat es mit dieser Ordnung nichts auf sich, da man durchaus ein wenig davon abgehen kann, ohne dadurch die Unversehrtheit der Konstruktion zu zerstören.
Meistens ist es ein starres Konstruktionssystem in Verbindung mit einer formalen Ästhetik, die die Fenster so tödlich im Griff haben. Ansonsten hat es mit dieser Ordnung nichts auf sich, da man durchaus ein wenig davon abgehen kann, ohne dadurch die Unversehrtheit der Konstruktion zu zerstören.
Man muss sich auch darüber klar sein, dass diese letzte Feinanpassung der Fenster und Türen nur vor Ort, wenn das Skelett des Gebäudes steht, vorgenommen werden kann. Auf dem Papier ist sie nicht möglich. Auf der Baustelle aber ist es ganz einfach und natürlich: Deute mit Hilfe von Holzstücken oder Schnüren Fenster an und verschieb sie so lange, bis sie richtig sind; achte sorgfältig auf die Anordnung der Aussicht und auf den innen entstehenden Raum.
Wie wir in einem später folgenden Muster — KLEINE SCHEIBENTEILUNG (239), sehen werden, ist es nicht notwendig, den Fenstern bestimmte Maße zu geben oder sie aus genormten Scheibengrößen zusammenzusetzen. Welche Maße auch jedes Fenster in diesem Muster erhält, es wird später immer noch möglich sein, es in klein geteilte Scheiben aufzulösen, die sich je nach Fenster in ihrer genauen Form und Größe voneinander unterscheiden.
Obwohl also in Bezug auf die genauen Maße der Fenster keine Einschränkungen notwendig sind, gibt es eine allgemeine Faustregel, nach der die Fenstergröße variieren wird: Je höher man im Gebäude hinaufkommt, desto kleiner sollten die Fenster werden.
- Die für Licht und Lüftung erforderliche Fensterfläche hängt von der Größe des Zimmers ab, und Zimmer sind im allgemeinen in den oberen Geschossen kleiner — die Gemeinschaftsräume liegen meist im Erdgeschoß und die privateren Zimmer in den oberen Geschossen.
- Die durch ein Fenster hereinkommende Menge an Tageslicht hängt davon ab, wie viel Fläche offenen Himmels vorn Fenster aus zu sehen ist. Je höher das Fenster liegt, desto mehr ist vorn Himmel zu sehen (weil er weniger von umliegenden Bäumen und Gebäuden verdeckt wird) - und desto weniger Fensterfläche ist erforderlich.
- Um sich in den oberen Geschossen eines Gebäudes sicher zu fühlen, braucht man mehr Umschließung, kleinere Fenster, höhere Brüstungen - und je mehr man vom Erdboden entfernt ist, desto eher braucht man diesen psychologischen Schutz.
Daraus folgt:
Verwende unter keinen Umständen genormte Türen oder Fenster. Mach die Fenster je nach ihrer Lage verschieden groß.
Leg die genaue Position oder Größe der Tür- und Fensterrahmen erst dann fest, wenn das Grundskelett des Raums schon gebaut ist und man wirklich im Raum drinnen stehen und mit dem Augenmaß beurteilen kann, wo man sie gern hätte und wie groß sie sein sollen. Wenn du dich entschieden hast, markiere die Öffnungen mit Schnüren.
Mach die Fenster immer kleiner, je weiter du im Gebäude nach oben kommst.
Stimme die genaue Lage jeder Kante, jeder Sprosse und jeder Brüstung auf die Behaglichkeit eines Raums und auf die Aussicht, die ein Fenster bietet, ab - NIEDRIGE FENSTERBRÜSTUNG (222), TIEFE LAIBUNGEN (223). Als Folge davon wird jedes Fenster je nach Lage im Gebäude eine andere Größe und Form haben. Das bedeutet, dass es offensichtlich unmöglich ist, genormte Fenster zu verwenden, und dass man Fenster nicht einmal aus genormten Scheibengrößen zusammensetzen kann. Beim Verglasen ergibt dies trotzdem keinen Materialverlust, da beim Zuschneiden der Scheiben die gesamte Fläche unterteilt wird, statt sie aus mehreren genormten Scheiben zusammenzusetzen - KLEINE SCHEIBENTEILUNG (239)