134 Die Aussicht des Mönchs
Aus Pattern Language Wiki
... wie kann man aus einer Aussicht das meiste herausholen? Wie sich herausstellen wird, hilft das folgende Muster, das. diese Frage beantwortet, nicht beim richtigen Anlegen von Zimmern und Fenstern, sondern von Stellen des Übergangs. Es hilft dabei, die ZONE VOR DEM EINGANG (112), den EINGANGS: RAUM (130), KURZE VERBINDUNGSGÄNGE (132), DIE STIEGE ALS BÜHNE (133) - und im Freien WEGE UND ZIELE (120) - gen und auszuarbeiten.
Die Aussicht des Mönchs findet sich ursprüngliche in einem berühmten japanischen Haus, das dieses Muster inspiriert hat.
Ein buddhistischer Mönch lebte hoch in den Bergen in einem kleinen Steinhaus. Weit, sehr weit in der Ferne, lag der Ozean, von den Bergen aus wunderbar zu sehen. Vom Haus 'des' Mönchs aus war er jedoch nicht zu sehen, und auch nicht von dem zu seinem Haus führenden Pfad aus. An der Vorderseite des Hauses gab es jedoch einen von einer dicken Steinmauer umgebenen Innenhof. Wenn man zum Haus kam, gelangte man durch ein Tor in diesen Hof und dann diagonal über den Hof zur Eingangstür des Hauses. Auf der gegenüberliegenden Seite des Hofes gab es in der dicken Mauer einen schmalen-, schrägen Spalt. Wenn man den Hof überquerte, konnte man vom einem bestimmten Punkt aus - einen Augenblick lang den Ozean sehen. Und dann war man auch schon daran vorbei und betrat das Haus.
Was geschieht in diesem Hof? Die Aussicht auf das weit entfernte Meer ist dermaßen eingeschränkt, dass sie für Zimmer lebendig bleibt. Wer von denen, die sie genossen haben, könnte sie vergessen? Ihre Wirkung wird nie verblassen. Selbst für den Mann, der dort lebt und seit fünfzig Jahren Tag für Tag daran vorbeikommt, bleibt sie immer lebendig.
Hier liegt der Kern des Problems mit jeder Aussicht. Sie ist etwas Schönes. Man möchte sie genießen und jeden Tag darin schwelgen. Aber je offener, je selbstverständlicher und durchdringender sie wird, desto schneller verblasst sie. Mit der Zeit wird sie zu einem Teil des Gebäudes wie die Tapete; und die Intensität ihrer Schönheit ist den dort lebenden Menschen allmählich nicht mehr zugänglich.
Daraus folgt:
Wenn eine schöne Aussicht vorhanden ist, so verdirb sie nicht durch riesige Fenster, die dauernd darauf starren. Setz stattdessen Fenster mit schöner Aussicht an Übergangsstellen - entlang von Wegen, in Vorräumen, Zugängen, an Stiegen, zwischen Zimmern.
Wenn das Fenster mit Aussicht richtig liegt, werden die Leute, wenn sie auf das Fenster zu- oder daran vorbeigehen, einen flüchtigen Blick auf die ferne Aussicht haben; aber die Aussicht wird nie von den Stellen aus sichtbar, wo man sich aufhält.
Bau die Fenster so ein, dass die Aussicht wirklich indirekt wirkt — TÜREN UND FENSTER NACH BEDARF (221); leg sie so an, dass sie zum WECHSEL VON HELL UND DUNKEL (135) beitragen; und bau einen Sitzplatz, von dem aus die Aussicht genossen werden kann - PLATZ AM FENSTER (180). Soll die Aussicht von einem Zimmer aus sichtbar sein, dann leg eine auf die Aussicht gerichtete Ecke im Zimmer speziell dafür an, so dass das Genießen des Ausblicks eine eigene Beschäftigung darstellt
Muster: Gebäude
98. ORIENTIERUNG DURCH BEREICHE
104. VERBESSERUNG DES BAUPLATZES
107. GEBÄUDEFLÜGEL MIT TAGESLICHT
114. HIERARCHIE VON AUSSENRÄUMEN
129. GEMEINSCHAFTSBEREICHE IN DER MITTE
135. WECHSEL VON HELL UND DUNKEL
140. PRIVATTERRASSE AN DER STRASSE
149. ENTGEGENKOMMENDER EMPFANG
151. KLEINE BESPRECHUNGSZIMMER
159. LICHT VON ZWEI SEITEN IN JEDEM RAUM
183. ABGRENZUG DES ARBEITSPLATZES