60 Erreichbare Grünfläche
Aus Pattern Language Wiki
... in der Mitte der Wohnviertel und in der Nähe aller Arbeitsstätten müssen kleine Grünflächen sein - IDENTIFIZIERBARE NACHBARSCHAFT (14), GEMEINSCHAFT VON ARBEITSSTÄTTEN (41). Natürlich ist es am sinnvollsten, wenn diese Grünflächen so liegen, dass sie zur Bildung der Grenzstreifen, der Nachbarschaften und der Rückseiten beitragen - SUBKULTUR-GRENZE (13), NACHBARSCHAFTSGRENZE (15), RUHIGE HINTERSEITEN (59)
Die Menschen brauchen grüne offene Flächen, wo sie hingehen können; sie benützen sie auch, wenn sie nicht weit weg sind. Wenn aber die Entfernung mehr als drei Minuten beträgt, setzt sich das Bedürfnis dem-gegenüber nicht durch.
Durch Parks soll dieses Bedürfnis befriedigt werden. Aber was man gewöhnlich unter Parks versteht, sind eher große Anlagen, die in großen Abständen in der Stadt verteilt sind. Sehr wenige Leute leben nicht weiter als drei Minuten von einem Park entfernt.
Obwohl das Bedürfnis nach Parks sehr wichtig ist, obwohl es sogar eine Lebensnotwendigkeit für Menschen darstellt, sich bei Spazierengehen, Laufen und Spielen im Grünen erholen zu können, ist doch dieses Bedürfnis nach unseren Beobachtungen sehr anfällig. Parks werden nur von solchen Leuten wirklich täglich benützt, die weniger als drei Minuten von ihnen entfernt wohnen. Die übrigen, die weiter als 3 Minuten wohnen, brauchen die Parks nicht weniger; aber die Entfernung verhindert die Benützung, und so können sie sich nicht regenerieren, wie es notwendig wäre.
Dieses Problem ist nur zu lösen, indem Hunderte kleiner Parks - oder Grünflächen - so breit und zahlreich verstreut sind, daß jedes Wohnhaus und jede Arbeitsstätte in der Stadt nicht weiter als drei Minuten vom nächsten entfernt ist.
Der Bedarf nach Parks in einer Stadt ist allgemein anerkannt. Ein typisches Beispiel für dieses Bewusstsein geben die Ergebnisse einer Umfrage des Berkeley City Planning Department von 1971 über Freiräume. Die Umfrage zeigte, dass die große Mehrheit der Leute, die in Geschoßwohnungen leben, zwei Arten von Außenräumen haben wollen: (a) einen angenehmen, benützbaren privaten Balkon und (b) einen ruhigen öffentlichen Park in Gehentfernung.
Die entscheidende Wirkung der Entfernung auf die Brauchbarkeit solcher Parks ist allerdings weniger gut bekannt und einsichtig. Um dieses Problem zu untersuchen, besuchten wir einen kleinen Park in Berkeley und fragten 22 Leute im Park, wie oft sie hierher kämen und wie weit sie zu gehen hatten. Insbesondere stellten wir jeder Person drei Fragen:
- Sind Sie gegangen oder gefahren?
- Wie viele Blocks sind Sie gegangen?
- Vor wie vielen Tagen waren Sie das letzte Mal hier?
Aufgrund der ersten Frage schieden wir fünf Befragte aus, die mit dem Auto oder mit dem Rad gekommen waren. Die dritte Frage gab für jede Person einen Hinweis auf die Häufigkeit der Parkbesuche pro Woche. Wenn einer z.B. vor drei Tagen das letzte Mal hier war, können wir schätzen, dass er normalerweise einmal pro Woche kommt. Das ist zuverlässiger, als wenn man direkt nach der Häufigkeit fragt, da es auf einer sicheren Tatsache und nicht auf einem vagen Urteil beruht.
Wir stellen nun eine Tabelle der Ergebnisse zusammen. In die erste Spalte schreiben wir die Zahl der Blocks, die die Leute zum Park zurücklegten. In die zweite Spalte schreiben wir ein Maß für die Fläche des Kreisringes, der diesem Radius entspricht. Die Fläche des Kreisringes entspricht proportional der Differenz von zwei Quadratzahlen. Das Flächenmaß des Kreisrings bei drei Blocks ist z.B. 3² - 2² = 5.
In die dritte Spalte kommt die Anzahl der Leute aus dieser Entfernung, jeweils multipliziert mit der Anzahl von Besuchen pro Woche. Das gibt uns ein Maß für die Gesamtzahl der Besuche pro Woche aus diesem Kreisring.
In die vierte Spalte schreiben wir die Anzahl der Besuche pro Woche dividiert durch die Flächenzahl des Kreisrings. Wenn wir annehmen, dass die Bewohner über die ganze Fläche mit annähernd gleicher Dichte verteilt sind, ergibt dies ein Maß für die Wahrscheinlichkeit, dass eine beliebige Person in einem gegebenen Kreisring innerhalb einer Woche den Park besuchen wird.
Radius R Blocks | Flächenmaß des Kreisrings bei Radius R | Besuche/Woche | P (relative Wahrscheinlichkeit der Besuche je Person | log. P. |
1 | 1 | 19,5 | 19,5 | 1,29 |
2 | 3 | 26 | 8,7 | 0,94 |
3 | 5 | 11 | 2,2 | 0,34 |
4 | 7 | 6 | 0,9 | 0,951 |
5 | 9 | 0 | - | - |
6 | 11 | 0 | - | - |
7 | 13 | 0 | - | - |
8 | 15 | 0 | 0,4 | 0,601 |
9 | 17 | 0 | - | - |
10 | 19 | 3 | 0,2 | 0,301 |
11 | 21 | 0 | - | - |
12 | 23 | 2,5 | 0,1 | 0,01 |
n die fünfte Spalte schreiben wir den Logarithmus dieser Wahrscheinlichkeitsziffer (10 log P).
Eine flüchtige Durchsicht dieser Daten zeigt, dass die Wahrscheinlichkeitsziffer P zwischen einem und zwei Blocks auf die Hälfte und zwischen zwei und drei Blocks um den Faktor 4 fällt. Von dann an wird der Abfall schwächer. Dies weist daraus hin, dass die Art die Parkbenützung sich radikal ändert, wenn jemand mehr als drei Blocks entfernt wohnt.
Sehen wir uns genauer die Beziehung zwischen der Entfernung und dem Logarithmus von P an. Normalerweise wird die Häufigkeit des Zugangs zu einem gegebenen Zentrum sich entsprechend irgendeiner abfallenden Funktion zur Entfernung verhalten, etwa P = a-bR, wo R den Radius bedeutet und a und b bestimmte Konstanten. Das würde bedeuten: wenn Verhalten und Motivation in Bezug auf die Entfernung konstant wären würden wir beim Auftragen des Logarithmus von P gegen der Radius eine gerade Linie erhalten. Jede Abweichung von der Geraden zeigt uns eine Schwelle, an der Verhalten und Motivation wechseln. Das Diagramm sieht so aus:
Wir sehen, dass die resultierende Kurve S-förmig ist. Sie beginnt mit einem bestimmten Winkel zu fallen, wird an einer Stelle viel steiler und flacht dann wieder ab. Offensichtlich gibt es eine Schwelle irgendwo zwischen 2 und 3 Blocks, wo sich Verhalten und Motivation der Leute drastisch ändern.
Die Benützungsfrequenz jener Leute, die sehr nahe bei einer „Grünfläche wohnen, zeigt eine deutliche Abhängigkeit — sie hat ein starkes Gefälle und reagiert sehr empfindlich auf zunehmende Entfernung. Bei jenen dagegen, die weiter von einer Grünfläche entfernt wohnen, scheint die Benützungsfrequenz weniger abhängig zu sein (was sich durch die flachere Kurvenneigung ausdrückt); ihr Verhalten reagiert nicht so empfindlich auf zunehmende Entfernung. Es ist, als ob die Leute mit leichtem Zugang zu einer Grünfläche eine volle, freie Aufgeschlossenheit für sie entfalten; während Leute in größerer Entfernung das Bewusstsein dafür verloren haben und sich ihr Gefühl für die Annehmlichkeiten einer Grünfläche verringert hat — für diese Leute ist die Grünfläche kein vitales Element der Wohnumgebung mehr.
Offensichtlich können die Menschen innerhalb eines Radius von zwei oder drei Straßenblöcken (drei Minuten Gehentfernung) ihr Bedürfnis nach einem Park befriedigen, eine größere Entfernung dagegen beeinträchtigt diese Möglichkeit ernsthaft.
Dieses Ergebnis ist eher unerwartet. Wir wissen, dass Leute, die nahe einer Grünfläche wohnen, ziemlich oft dorthin gehen, vermutlich weil sie die Erholung brauchen. Leute, die mehr als drei Minuten von der Grünfläche wohnen, brauchen die Erholung vermutlich auch. Aber in ihrem Fall verhindert die Entfernung, dass sie ihrem Bedürfnis nachkommen. Es scheint also, dass zur Befriedigung dieses Bedürfnisses jeder - das bedeutet; jedes Wohnhaus und jede Arbeitsstätte - einen solchen Park innerhalb von drei Minuten Gehentfernung haben muss.
Eine Frage bleibt. Wie groß muss eine Grünfläche für diesen Bedarf sein? Im funktionellen Sinn ist das leicht zu beantworten ten. Sie muss groß genug sein, dass man zumindest in ihrer Mitte das Gefühl hat, in Kontakt mit der Natur und weg vorn Wirbel und Betrieb zu sein. Wir schätzen, dass eine Grünfläche für diese Anforderung etwa 6000 m² und in der schmalen Richtung mindestens 50 m Breite haben sollte.
Daraus folgt:
Leg eine öffentliche Grünfläche innerhalb von drei Minuten Gehentfernung - etwa 200-250 m - von jedem Wohnhaus und jeder Arbeitsstätte. Das bedeutet, da die Grünflächen gleichmäßig in 500 m Abständen übel die Stadt verteilt sein müssen. Mach die Grünflächen in der schmalen Richtung mindestens 50 m breit und mindestens 6000 m² groß.
Beachte vor allem alte Bäume und erhalte sie — PLÄTZE UNTER BÄUMEN (171); bilde die Grünfläche so aus, dass sie einen oder Mehrere positive, zimmerartige Räume bildet und umgib sie mit Bäumen, Mauern oder Gebäuden, nicht aber mit Straßen und Autos — POSITIVER AUSSENRAUM (106), GARTENMAUER (173); reserviere vielleicht einen Teil der Grünfläche für bestimmte Gemeinschaftsfunktionen — GEHEILIGTER BODEN (66), GRABSTÄTTEN (70), LOKALER SPORT (72), TIERE (74), SCHLAFEN IN DERÖFFENTLICHKEIT (94)
Muster: Städte
5 MASCHENNETZ VON LANDSTRASSEN
14 IDENTIFIZIERBARE NACHBARSCHAFT
36 ABSTUFUNGEN DER ÖFFENTLICHKEIT
41 GEMEINSCHAFT VON ARBEITSSTÄTTEN
43 UNIVERSITÄT ALS OFFENER MARKT
45 KRANZ VON GEMEINSCHAFTSPROJEKTEN
46 MARKT MIT VIELEN GESCHÄFTEN
49 ÖRTLICHE STRASSEN IN SCHLEIFEN
52 NETZ VON FUSS- UND FAHRWEGEN
68 SPIELEN MIT ANDEREN KINDERN
69 ÖFFENTLICHES ZIMMER IM FREIEN
80 SELBSTVERWALTETE WERKSTÄTTEN UND BÜROS
81 KLEINE UNBÜROKRATISCHE DIENSTLEISTUNGEN
89 LEBENSMITTELGESCHÄFT AN DER ECKE
94 SCHLAFEN IN DER ÖFFENTLICHKEIT