90 Bierhalle
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... gelegentlich gibt es in einer Nachbarschaft, die den Mittel_ punkt einer Gruppe von Nachbarschaften bildet, oder an den Übergängen einer Nachbarschaft in die andere — NACHBARSCHAFTSGRENZE (15) — oder auch an einer Promenade, die den Kern einer größeren Gemeinde bildet — PROMENADE (31), NACHTLEBEN (33) —, ein spezielles Bedürfnis nach etwas größerem und derberem als einem Straßencafé.
Wo können die Leute singen und trinken, schreien und trinken, dabei ihre Sorgen vergessen?
Eine öffentliche Trinkhalle, wo Fremde und Freunde zu Trinkgefährten werden, ist ein natürlicher Bestandteil jeder größeren Gemeinde. Allzu oft verkommen Bars allerdings zu bloßen Zufluchtsstätten für Einsame. Robert Sommer hat das in „Design for Drinking", dem Kapitel 8 seines Buchs Personal Space, Englewood Cliffs, N. J.: Prentice-Hall, 1969, beschrieben.
... man findet leicht in jeder amerikanischen Stadt Beispiele für solche Bars, in denen sinnvolle Kontakte auf ein Minimum beschränkt sind. V. S. Pritchett beschreibt die einsamen Männer in New York City, die reihenweise sprachlos auf Barhockern sitzen, den Kopf vor einer Bierflasche auf die Arme gestützt, das Geld für die Getränke vor sich: Wer unter diesen Umständen seinen Nachbarn anspricht, erntet <für seine Bemühungen wahrscheinlich misstrauische Blicke. Den Barkeeper findet leicht in jeder amerikanischen Stadt Beispiele für solche Bars, in denen sinnvolle Kontakte auf ein Minimum beschränkt sind. V. S. Pritchett beschreibt die einsamen Männer in New York City, die reihenweise sprachlos auf Barhockern sitzen, den Kopf vor einer Bierflasche auf die Arme gestützt, das Geld für die Getränke vor sich: Wer unter diesen Umständen seinen Nachbarn anspricht, erntet <für seine Bemühungen wahrscheinlich misstrauische Blicke. Den Barkeeper-Interessieren seine Kunden nur als zahlende Gäste — er ist zum Verkaufen da, die anderen zum Kaufen ...
Ein anderer englischer Besucher macht dieselbe Beobachtung und beschreibt die amerikanische Bar als eine „schlechte Kopie eines Salons; die Atmosphäre ist so eisig wie das Bier ... als ich einen Fremden auf ein Getränk einladen wollte, sah er mich an, als wäre ich ein Verrückter. Wenn man in England neben einem Fremden zu stehen kommt, . . lädt man einander auf ein Getränk ein. Man genießt die Gesellschaft der anderen, und jeder ist glücklich . ." (Tony Kirby, „Who's Crazy?", The Village Voice, 26. Januar 1967, S. 39).
Betrachten wir das Trinken mehr im Sinne dieser englischen, Pubs. Das Trinken hilft den Leuten, sich zu entspannen, den anderen gegenüber offener zu werden, zu singen und zu tanzen. Diese Eigenschaften treten aber nur dann zutage, wenn der Rahmen stimmt. Wir glauben, dass dafür zwei wesentliche. Bedingungen gegeben sein müssen:
- Im Lokal herrscht eine ständige Bewegung der Besucher zwischen verschiedenen Funktionen — der Bar, der Tanzfläche, .einem Kaminfeuer, zwischen Spielen, Toiletten, dem Eingang, den Sitzplätzen; diese Aktivitäten sind hauptsächlich um den Rand angesiedelt, sodass sich die Wege ständig kreuzen.
- Die Sitzplätze sollten weitgehend in der Form von Vierer-bis Achtertischen in offenen Nischen angelegt sein — also Tischen für kleinere Gruppen, mit Wänden, Pfeilern und Vorhängen -, aber an beiden Seiten offen.
In dieser Form bleibt die Gruppe erhalten, Leute können jedoch hinzutreten oder weggehen. Wenn die Tische groß sind, laden sie eher dazu ein, sich zu einem Fremden oder einer anderen Gruppe zu setzen.
Daraus folgt:
Mindestens ein großes Lokal irgendwo in der Gemeinde, das einige hundert Personen faßt, mit Bier, Wein, Musik und vielleicht einem halben Dutzend Aktivitäten, sodass die Leute ständig in Bewegung sind.
Stell die Tische in zweiseitig offene Nischen, breit genug, damit auch Leute auf ihren Wegen zwischen verschiedenen Aktivitäten durchgehen können - NISCHEN (179). Einer der Anziehungspunkte könnte ein offener Kamin sein - DAS FEUER (181); sieh verschiedene Raumhöhen für verschiedene Gruppierungen vor - VERSCHIEDENE RAUMHÖHEN (190). Beim Festlegen der Form des Gebäudes, der Gärten, der Parkplätze und der. Umgebung beginn mit GEBÄUDEKOMPLEX (95)
Muster: Städte
5 MASCHENNETZ VON LANDSTRASSEN
14 IDENTIFIZIERBARE NACHBARSCHAFT
36 ABSTUFUNGEN DER ÖFFENTLICHKEIT
41 GEMEINSCHAFT VON ARBEITSSTÄTTEN
43 UNIVERSITÄT ALS OFFENER MARKT
45 KRANZ VON GEMEINSCHAFTSPROJEKTEN
46 MARKT MIT VIELEN GESCHÄFTEN
49 ÖRTLICHE STRASSEN IN SCHLEIFEN
52 NETZ VON FUSS- UND FAHRWEGEN
68 SPIELEN MIT ANDEREN KINDERN
69 ÖFFENTLICHES ZIMMER IM FREIEN
80 SELBSTVERWALTETE WERKSTÄTTEN UND BÜROS
81 KLEINE UNBÜROKRATISCHE DIENSTLEISTUNGEN
89 LEBENSMITTELGESCHÄFT AN DER ECKE
94 SCHLAFEN IN DER ÖFFENTLICHKEIT