83 Meister und Lehrlinge
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... das NETZWERK DES LERNENS (18) in der Gemeinschaft basiert auf der Tatsache, dass das Lernen dezentralisiert ist und in jede Aktivität - und nicht nur in das Klassenzimmer - eingebunden wird. Um das folgende Muster verwirklichen zu können, müssen die einzelnen Arbeitsgruppen in allen Bereichen der Industrie, in Büros, Werkstätten und Gemeinschaften von Arbeitsstätten so beschaffen sein, dass der Lernprozess möglich wird. Das folgende Muster, das die dazu erforderliche Anordnung zeigt, trägt deshalb wesentlich zur Gestaltung von SELBSTVERWALTETEN WERKSTÄTTEN UND BÜROS (80) sowie zur Bildung von NETZWERK DES LERNENS (18) bei.
Am meisten lernt man dann, wenn man jemandem, der sich wirklich auskennt, zur Hand geht.
Auf diese Weise kann man sich am einfachsten und mit dem größtmöglichen Erfolg Wissen aneignen. Das Lernen durch Vorlesungen und Bücher ist im Vergleich dazu staubtrocken. Trotzdem ist diese Art des Lernens in der modernen Gesellschaft nach wie vor üblich. Viele Formen des Lernens, die früher immer in enger Beziehung mit der tatsächlichen Arbeit von Fachleuten, Händlern, Handwerkern und privaten Gelehrten standen, sind von Schulen und Universitäten übernommen und abstrahiert worden. Im zwölften Jahrhundert beispielsweise lernten junge Menschen, indem sie gemeinsam mit dem Meister arbeiteten - sie halfen ihm und schlossen so auch gleichzeitig Kontakt mit allen gesellschaftlichen Bereichen. Wenn sich ein junger Mensch für fähig genug hielt, zu einem Wissensgebiet etwas beizusteuern, stellte er ein „Meisterstück" her; und mit der Zustimmung der Meister wurde er ein Mitglied der Zunft.
Ein von Alexander und Goldberg durchgeführtes Experiment hat gezeigt, dass eine Unterrichtsstunde, in der jemand eine kleine Gruppe anderer unterrichtet, vor allem dann Aussicht auf Erfolg hat, wenn die „Schüler" dem „Lehrer" richtiggehend dabei helfen, etwas zu tun oder ein ihn irgendwie beschäftigendes Problem zu lösen - und nicht, wenn ein Thema von abstraktem oder allgemeinem Interesse behandelt wird. (Bericht an das Muscatine Committee über den Unterrichtsversuch ED. 10 X, Abteilung für Architektur, Universität Kalifornien,. 1966.)
Wenn dies allgemein gilt - kurz, wenn die Schüler dann am meisten lernen, wenn sie die Rolle von Lehrlingen einnehmen und helfen, etwas Interessantes zu machen -, kann man daraus folgern, dass unsere Schulen, Universitäten, Büros und Industrieeinrichtungen für ein räumliches Umfeld sorgen müssen; das die Beziehung Meister-Lehrling möglich und natürlich.. macht; ein räumliches Umfeld also, in dem der Meister mit seiner Tätigkeit den Mittelpunkt der gemeinschaftlichen Arbeit. bildet, umgeben von nicht mehr als einem halben Dutzend: Lehrlingen, deren Arbeitsplätze eng mit der gemeinschaftlichen Arbeit im Arbeitsraum verbunden sind.
Ein Beispiel für dieses Muster ist das Molekularbiologie-Gebäude der Universität von Oregon. Über die Stockwerke des Gebäudes sind Laboratorien verteilt, von denen jedes unter der Leitung eines Biologieprofessors steht; für die Absolventen, die; unter der Leitung des Professors arbeiten, gibt es in jeder Laboratorium zwei oder drei kleine Zimmer, die vom Laboratorium aus direkt begehbar sind.
Wir glauben, dass dieses Muster mit entsprechenden Anpassungen auf viele verschiedene Arbeitsorganisationen und auch' auf Schulen anwendbar ist. Recht, Architektur, Medizin, Baugewerbe, Soziales, Technik - jeder Bereich hat genug Leistungsvermögen, um eigene Lernmethoden aufzubauen, und damit auch das Umfeld, in dem Fachleute nach diesen Grundsätzen.
Daraus folgt:
Leg die Arbeit in jeder Arbeitsgruppe, jedem Gewerbebetrieb und Büro so an, dass Arbeit und Lernen Hand in Hand miteinander gehen. Betrachte jeden Teil der Arbeit als eine Chance zum Lernen. Organisiere zu diesem Zweck die Arbeit nach der traditionellen Methode von Meistern und Lehrlingen; und unterstütz diese Form der sozialen Organisation durch Teilung des Arbeitsraums in Raumgruppen - eine für jeden Meister und seine Lehrlinge -, wo sie arbeiten und zusammenkommen können.
Leg die Arbeitsräume als HALBPRIVATE BÜROS (152) oder ABGRENZUNGEN DES ARBEITSPLATZES (183) an. Halt die Arbeitsgruppen klein und gib jeder Gruppe einen gemeinsamen Bereich, einen gemeinsamen Versammlungsraum und einen Platz, wo gemeinsam gegessen werden kann — GEMEINSCHAFTSBEREICHE IN DER MITTE (129), GEMEINSAMES ESSEN (147), KLEINE ARBEITSGRUPPEN (148), KLEINE BESPRECHUNGSZIMMER (151)
Muster: Städte
5 MASCHENNETZ VON LANDSTRASSEN
14 IDENTIFIZIERBARE NACHBARSCHAFT
36 ABSTUFUNGEN DER ÖFFENTLICHKEIT
41 GEMEINSCHAFT VON ARBEITSSTÄTTEN
43 UNIVERSITÄT ALS OFFENER MARKT
45 KRANZ VON GEMEINSCHAFTSPROJEKTEN
46 MARKT MIT VIELEN GESCHÄFTEN
49 ÖRTLICHE STRASSEN IN SCHLEIFEN
52 NETZ VON FUSS- UND FAHRWEGEN
68 SPIELEN MIT ANDEREN KINDERN
69 ÖFFENTLICHES ZIMMER IM FREIEN
80 SELBSTVERWALTETE WERKSTÄTTEN UND BÜROS
81 KLEINE UNBÜROKRATISCHE DIENSTLEISTUNGEN
89 LEBENSMITTELGESCHÄFT AN DER ECKE
94 SCHLAFEN IN DER ÖFFENTLICHKEIT