88 Straßencafe
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... Wohngebiete definieren sich durch IDENTIFIZIERBARE NACH;BARSCHAFT (14); ihre natürlichen Mittelpunkte bilden die KNOTEN DER AKTIVITÄT (30) und die KLEINEN PLÄTZE (61). Dieses :und die nächstfolgenden Muster verleihen der Nachbarschaft ,und ihren wichtigsten Stellen ihre Identität.
Das Straßencafé bietet eine einzigartige, typisch städtische Situation: Man kann sich erlaubterweise dem Müßiggang hingeben, das Leben beobachten und selbst gesehen werden.
Die humansten Städte haben immer viele Straßencafés. Versuchen wir herauszufinden, warum diese Orte so anziehend wirken.
Wir wissen, dass man sich in der Öffentlichkeit, in Parks, auf Plätzen, Promenaden und Boulevards - und in Straßencafés gerne unter Leute mischt. Die Voraussetzungen scheinen zu sein: Der gewohnte Rahmen berechtigt einen, hier zu sein; es gibt einige fast rituelle Dinge zu tun, die hierher gehören: Zeitunglesen, Herumgehen, Bier trinken; die Leute fühlen sich sicher und entspannt, nicken einander zu, lernen einander kennen. Eine gute Caféterrasse erfüllt diese Bedingungen, hat aber noch weitere besondere Vorzüge: Man kann dort stundenlang sitzen - in aller Öffentlichkeit! Beim Gehen muss man ein gewisses Tempo einhalten; herumlungern kann man nur ein paar Minuten lang. In einem Park kann man zwar ruhig sitzen, aber da gehen nicht so viele Leute vorbei - der Park hat eine privatere, friedlichere Atmosphäre. Und zu Hause auf der Veranda zu sitzen, ist wiederum etwas anderes: Man ist noch mehr geschützt und. es gibt kaum unerwartete Passanten. Auf der Caféterrasse jedoch kann man ruhig sitzen, sich entspannen und doch voll in der Öffentlichkeit sein. Es gibt besondere Erlebnismöglichkeiten; „vielleicht der nächste..."; es ist spannend.
Das ist die Erlebnismöglichkeit, die das Straßencafé liefert. Es gehört zum Reiz der Städte, denn nur in Städten gibt es die dazu erforderliche Bevölkerungskonzentration. Aber diese Erlebnismöglichkeit muss nicht auf besondere, außergewöhnliche Punkte der Stadt beschränkt bleiben. In europäischen Groß-und Kleinstädten gibt es ein Straßencafé in jeder Nachbarschaft - sie sind so üblich wie Tankstellen in den USA. Das Vorhandensein solcher Orte schafft einen sozialen Zusammenhalt in der Gemeinde. Sie werden wie Clubs - die Leute frequentieren ihr Stammlokal und sehen dort immer mehr bekannte Gesichter. Wenn in der Nachbarschaft ein attraktives Café zu Fuß zu erreichen ist, ist es umso besser. Es trägt enorm. zur Identität einer Nachbarschaft bei. Ein Neuankömmling. findet hier eine der wenigen Situationen, wo er sich eingewöhnen und die Leute, die hier leben, kennenlernen kann.
Die Merkmale für ein funktionierendes Café sind wahrscheinlich folgende:
- Es gibt eine eingeführte lokale Kundschaft. Das heißt, sein Name, sein Standort und sein Personal ist in der Nachbarschaft verankert.
- Außer der zur Straße offenen Terrasse hat das Café noch einige andere Räume - mit Spielen, Kaminfeuer, Fauteuils, Zeitungen . . . Das erlaubt verschiedenen Leuten, es in leicht unterschiedlichen Stilen zu benützen.
- Es werden einfache Speisen und Getränke angeboten - auch Alkohol, es ist aber keine Bar. Man kann hierher ebenso am Morgen kommen, um den Tag zu beginnen, wie am Abend, um einen letzten Schluck zu nehmen.
Wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind und das Café sich einführt, bietet es seinen Besuchern eine Bereicherung ihres Lebens: Es bietet einen Rahmen für angeregte Diskussionen Gespräche, kleine Vorträge, halb öffentlich und halb privat; Erfahrung und Gedankenaustausch.
Bei unserer Arbeit für die Universität von Oregon verglichen wir die Bedeutung solcher Diskussionen in Cafés und cafèähnlichen Lokalen mit der des Unterrichts im Hörsaal. Wir befragten 30 Studenten, um herauszufinden, inwieweit Lokale und Cafés zu ihrer intellektuellen und emotionalen Entwicklung an der Universität beigetragen hatten. Wir stellten fest, dass „Gespräche in einer kleinen Gruppe von Studenten in einem Kaffeehaus" und „Diskussionen bei einem Glas Bier" sehr gut und sogar besser abschnitten als „Prüfungen" und „Labor Übungen". Offenbar tragen die informellen Aktivitäten in Lokalen und Cafés zur Entwicklung der Studenten ebenso viel bei wie die mehr formalen Aktivitäten des Unterrichts.
Wir halten das für eine generelles Phänomen. Die Qualität, die wir in diesen Befragungen erfassen wollten und die in einem örtlichen Café vorhanden ist, ist für alle Nachbarschaften — nicht nur von Studenten — unentbehrlich. Sie ist Teil ihres Lebensnervs.
Daraus folgt:
Fördere das Entstehen von lokalen Cafés in jeder Nachbarschaft. Sie sollten intime Orte sein, mit mehreren Räumen, an einem belebten Weg, wo Leute bei einem Cafe oder Getränk sitzen und die vorüberziehende Welt beobachten können. An der Front sollte eine Reihe von Tischen vor das Café, direkt in die Straße reichen.
Bau zwischen der Terrasse und dem Inneren einen breiten, ordentlichen Durchgang — ÖFFNUNG ZUR STRASSE (165); sorge dafür, dass die Terrasse auch als EIN PLATZ ZUM WARTEN (150) Für nahegelegene Bushaltestellen und Ämter genützt wird; verwende sowohl im Inneren wie auf der Terrasse eine große Vielfalt verschiedener Arten von Sesseln und Tischen — VERSCHIEDENE SESSEL (251); leg um die Terrasse eine niedrige Begrenzung an, wenn die Vorgänge auf der Straße sie zu beeinträchtigen drohen - SITZSTUFEN (125), SITZMAUER (243), viel leicht ein MARKISENDACH (244). Beim Festlegen der Form des Gebäudes, der Terrasse und der Umgebung beginn mit GEBÄUDEKOMPLEX (95)
Muster: Städte
5 MASCHENNETZ VON LANDSTRASSEN
14 IDENTIFIZIERBARE NACHBARSCHAFT
36 ABSTUFUNGEN DER ÖFFENTLICHKEIT
41 GEMEINSCHAFT VON ARBEITSSTÄTTEN
43 UNIVERSITÄT ALS OFFENER MARKT
45 KRANZ VON GEMEINSCHAFTSPROJEKTEN
46 MARKT MIT VIELEN GESCHÄFTEN
49 ÖRTLICHE STRASSEN IN SCHLEIFEN
52 NETZ VON FUSS- UND FAHRWEGEN
68 SPIELEN MIT ANDEREN KINDERN
69 ÖFFENTLICHES ZIMMER IM FREIEN
80 SELBSTVERWALTETE WERKSTÄTTEN UND BÜROS
81 KLEINE UNBÜROKRATISCHE DIENSTLEISTUNGEN
89 LEBENSMITTELGESCHÄFT AN DER ECKE
94 SCHLAFEN IN DER ÖFFENTLICHKEIT