61 Kleine Plätze
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... dieses Muster bildet den Kern für einen KNOTEN DER AKTIVITÄT (30): Es kann sogar durch seine bloße Existenz einen Knoten erzeugen, wenn es richtig am Schnittpunkt von häufig benutzten Wegen angeordnet ist. Es kann auch zur Bildung einer PROMENADE (31), einer GEMEINSCHAFT VON ARBEITSSTÄTTEN (41) oder einer IDENTIFIZIERBAREN NACHBARSCHAFT (14) beitragen, einfach durch die Aktion der Leute, die zusammenkommen. Aber in jedem Fall ist es wichtig, dass der Platz nicht zu groß ist.
Eine Stadt braucht öffentliche Plätze; sie sind die größten und „öffentlichsten" Räume, die sie hat. Aber wenn sie zu groß sind, schauen sie verlassen aus und sind es auch.
ÜEs ist ganz natürlich, dass eine öffentliche Straße an jenen wichtigen Knoten, wo der meiste Betrieb herrscht, breiter wird. Und nur diese verbreiterten, ausgebauchten öffentlichen Plätze können jene öffentlichen Zusammenkünfte, kleine Massenversammlungen, Feste, Feuerwerke, Jahrmärkte, Ansprachen, Tanz, Schreien und Klagen aufnehmen, die alle ihren Platz im Stadtleben haben müssen.
Aber immer gibt es die unerklärliche Versuchung, diese öffentlichen Plätze zu groß zu machen. Immer wieder bauen die Architekten und Planer in modernen Städten Plazas und Plätze, die zu groß sind. Sie sehen auf Zeichnungen gut aus; aber in Wirklichkeit geraten sie trostlos und tot.
Unsere Beobachtungen sprechen stark dafür, dass Orte, die als öffentliche Plätze gedacht sind, sehr klein sein sollten. Als allgemeine Regel haben wir herausgefunden, dass sie mit einem Durchmesser von etwa 18 m am besten funktionieren — bei dieser Größe werden sie oft aufgesucht, sie werden zu Lieblingsplätzen und die Leute fühlen sich dort wohl. Wenn der Durchmesser über 21 m ansteigt, beginnen die Plätze verlassen und unangenehm zu wirken. Ausnahmen sind bedeutende Stadtzentren, die von Menschen wimmeln, wie die Piazza San Marco oder Trafalgar Square.
Welche mögliche funktionelle Ursache haben diese Beobachtungen? Erstens wissen wir aus dem Muster FUSSGÄNGERDICHTE (123), dass ein Platz verlassen zu wirken beginnt, wenn er eine. Größe von mehr als etwa 30 m² pro Person hat.
Ein Platz mit 30 in Durchmesser wird also bereits verlassen wirken, wenn weniger als 33 Leute da sind. Es gibt wenige Orte in einer Stadt, an denen man mit Sicherheit immer 33 Menschen erwarten kann. Andererseits sind nur 4 Leute erforderlich, uni einen Platz mit 10 m, und nur 12, um einen mit 18 m Durchmesser zu beleben. Da die Wahrscheinlichkeit, dass 4 oder, 12 Menschen an einem bestimmten Ort sind, viel höher ist als 33, werden die kleineren Plätze einen größeren Teil der Zeit ausreichend belebt sein.
Die zweite mögliche Ursache für unsere Beobachtung bezieht sich auf den Durchmesser. Das Gesicht einer Person ist bei 20 m Entfernung gerade erkennbar; und bei typischen städtischen Lärmverhältnissen kann eine laute Stimme über 20 m gerade noch gehört werden. Das kann bedeuten, dass Menschen sich auf Plätzen mit 20 m Durchmesser oder weniger miteinander verbunden fühlen, ohne sich dessen wirklich bewusst zu sein da sie Gesichter ausmachen und etwas von den Gesprächen um sich herum verstehen können; dieses Gefühl, Teil eines locker geknüpften Platzgefüges zu sein, geht auf größeren Platzräumen verloren. Ähnliches findet sich bei Philip Thiel („An Architectural and Urban Space Sequence Notation", unveröffentlichtes Manuskript, University of California, Department of Architecture, August 1960, S. 5) und bei Hans Blumenfeld ("Scale in Civic Design", Town Planning Review, April 1953, 35-46). Blumenfeld gibt z. B. folgende Zahlen an: das Gesicht einer Person kann bis zu 20 m oder 25 m erkannt werden; als "Portrait", also im Detail, bis zu etwa 15 m.
Unsere eigenen informellen Versuche zeigen folgendes: zwei normalsichtige Personen können sich bis zu einer Distanz von 23 in bequem verständigen. Sie können laut miteinander reden und sie können im groben den Gesichtsausdruck sehen. Dieses Maximum von 23 m ist recht zuverlässig. Wiederholte Versuche ergaben immer wieder die gleiche Entfernung ± 10%. Bei 30 m ist eine Sprechverständigung schwierig, auch der Gesichtsausdruck ist nicht mehr eindeutig. Alles über 30 m ist hoffnungslos.
Daraus folgt:
Mach einen öffentlichen Platz viel kleiner als man sich zunächst vorstellt; gewöhnlich nicht mehr als 15-18 in breit, auf keinen Fall mehr als 21 m. Das gilt allerdings nur für die Breite, in der Länge kann er sicher größer sein.
Eine noch bessere Abschätzung der Platzgröße: schätz die Anzahl der Leute, die typischerweise anwesend sein werden (sagen wir P), und begrenze die Platzfläche mit 15-30 Pm² FUSSGÄNGERDICHTE (123); umgib den Platz mit Nischen für diverse Aktivitäten, wo Leute zusammenkommen - AKTIVITÄTSNISCHEN (124); leg Gebäude so um den Platz, dass sie ihm einen bestimmten Umriss geben, mit Blicken hinaus in andere größere Plätze - POSITIVER AUSSENRAUM (106), HIERARCHIE VON AUSSENRÄUMEN (114), GEBÄUDEFRONTEN (122), SITZSTUFEN (125); und um die Mitte des Platzes so nützlich wie die Ränder zu machen, stell ETWAS FAST IN DIE MITTE (126)
Muster: Städte
5 MASCHENNETZ VON LANDSTRASSEN
14 IDENTIFIZIERBARE NACHBARSCHAFT
36 ABSTUFUNGEN DER ÖFFENTLICHKEIT
41 GEMEINSCHAFT VON ARBEITSSTÄTTEN
43 UNIVERSITÄT ALS OFFENER MARKT
45 KRANZ VON GEMEINSCHAFTSPROJEKTEN
46 MARKT MIT VIELEN GESCHÄFTEN
49 ÖRTLICHE STRASSEN IN SCHLEIFEN
52 NETZ VON FUSS- UND FAHRWEGEN
68 SPIELEN MIT ANDEREN KINDERN
69 ÖFFENTLICHES ZIMMER IM FREIEN
80 SELBSTVERWALTETE WERKSTÄTTEN UND BÜROS
81 KLEINE UNBÜROKRATISCHE DIENSTLEISTUNGEN
89 LEBENSMITTELGESCHÄFT AN DER ECKE
94 SCHLAFEN IN DER ÖFFENTLICHKEIT