40 Überall alte Menschen
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... wenn Nachbarschaften richtig ausgebildet sind, geben sie den Menschen einen Querschnitt von Alters- und Entwicklungsstufen — IDENTIFIZIERBARE NACHBARSCHAFT (14), LEBENSZYKLUS (26), MISCHUNG DER HAUSHALTE (35); aber in der modernen Gesellschaft werden alte Leute so oft vergessen und allein gelassen, daß ein besonderes Muster ausgearbeitet werden muss, das ihre Bedürfnisse unterstreicht.
Alte Menschen brauchen alte Menschen, aber sie brauchen auch die Jungen, und junge Menschen brauchen Kontakt mit den Alten.
Alte Menschen haben ein natürliches Bestreben, sich in Gruppen oder Gemeinschaften zusammenzuschließen. Aber wenn diese Altengemeinschaften zu isoliert oder zu groß sind, schaden sie sowohl den Jungen wie den Alten. Die Jungen in anderen Teilen der Stadt können keinen Nutzen aus der Gesellschaft Älterer ziehen, und die alten Menschen selbst sind viel zu isoliert.
Als Außenseiter behandelt, haben sich die Alten immer mehr zusammengeschlossen, zur gegenseitigen Unterstützung oder einfach zur Unterhaltung. Im vergangenen Jahrzehnt ist ein bereits vertrautes, aber doch erstaunliches Phänomen aufgekommen. Dutzende von neuen Städten beträchtlicher Größe, die Bewohner unter 65 ausschließen. Auf billigem, entlegenem Grund errichtet, bieten solche Gemeinden Häuser mit zwei Schlafzimmern ab $ 18.000 und damit eine Zuflucht vor städtischer Gewalttätigkeit . . . und Generationsdruck (Time, 3. August 1970).
Aber die Wahl dieser alten Leute, in diese Gemeinden zu ziehen, und der zitierte Kommentar sind ein ernstliches und schmerzvolles Ergebnis unseres traurigen Kulturzustandes. Es ist Tatsache, dass die zeitgenössische Gesellschaft alte Menschen abschiebt; und je mehr sie abgeschoben sind, desto tiefer ist der Spalt zwischen den Alten und Jungen. Den alten Menschen bleibt keine andere Wahl als sich abzusondern — sie haben wie jeder andere ihren Stolz; sie wollen lieber nicht mit jungen Leuten zusammen sein, die sie nicht richtig schätzen, und täuschen Zufriedenheit vor, um ihre Lage zu rechtfertigen.
Und dieselbe Spaltung entsteht durch die Absonderung der Alten in jedem individuellen Leben: indem alte Menschen, in Altengemeinden übertreten, werden ihre Bindungen zur eigenen. Vergangenheit nicht mehr anerkannt, sie gehen verloren und werden zerstört. Ihre Jugend ist in ihrem Alter nicht mehr lebendig — die Lebensabschnitte fallen auseinander; ihr Leben ist entzweigeschnitten.
Betrachten wir, wie die Alten im Gegensatz zur heutigen Situation in traditionellen Kulturen geachtet und gebraucht wurden:
Ein gewisses Prestige der Alten scheint praktisch allen bekannten Gesellschaften gemeinsam gewesen zu sein. Diese Erscheinung ist tatsächlich so durchgängig, dass sie quer durch viele kulturelle Faktoren geht, die sich in anderen Fragestellungen zum Lebensalter als bestimmend gezeigt haben. (The Rote of Aged in Primitive Society, Leo W. Simmons, New Haven: Yale University Press, 1945, S. 69.)
Genauer ausgedrückt:
Eine andere, für die Alten sehr bedeutsame Beziehung innerhalb der Familie war die allgemein festzustellende enge Verbindung zwischen den ganz Jungen und den ganz Alten. Oft wurden sie zusammen zu Hause gelassen, während die Kräftigen auswärts für den Lebensunterhalt der Familie sorgten. Diese „alten Hasen", in ihrer Weisheit und Erfahrung, beschützten und unterrichteten die Kleinen, während die Kinder ihrerseits als „Augen, Ohren, Hände und Füße" ihrer hinfälligen alten Freunde dienten. Die Betreuung der Jungen lieferte also ganz allgemein den Alten eine nützliche Beschäftigung und ein intensives Interesse am Leben während der langweiligen Tage des Altwerdens. (A. a. 0., S. 199.)
Klarerweise können alte Menschen nicht sozial integriert werden wie in traditionellen Kulturen, wenn sie nicht zuerst räumlich integriert sind — wenn sie nicht dieselben Straßen, Geschäfte, Dienstleistungen und Gemeinschaftsflächen benützen wie jeder andere. Andererseits brauchen sie jedoch offensichtlich auch andere alte Menschen um sich; und manche alten Menschen brauchen besondere Dienstleistungen, weil sie gebrechlich sind.
Natürlich ist das Bedürfnis oder der Wunsch, unter Gleichaltrigen zu sein, bei alten Menschen verschieden. Je rüstiger und unabhängiger sie sind, desto weniger brauchen sie andere alte Leute und desto weiter kann die spezielle ärztliche Versorgung entfernt sein. Die Variationsbreite der benötigten Betreuung reicht von vollständiger Pflege über Teilzeitpflege mit täglichen oder wöchentlich zweimaligen Hausbesuchen über eine ältere Person, die etwas Hilfe beim Einkaufen, Kochen oder Putzen braucht, bis zu einer älteren Person, die völlig unabhängig ist. Derzeit wird bei der Betreuung alter Leute nicht so genau differenziert - sehr oft werden Leute, die bloß etwas Hilfe beim Kochen oder Putzen brauchen, in Altersheime gesteckt, die mit hohen Kosten für sie selbst, ihre Familien und die Gemeinde einen Vollpflegefall aus ihnen machen. Das ist eine psychologisch schwächende Situation; sie werden gebrechlich und hilflos, weil sie so behandelt werden.
Wir brauchen also eine Art der Altenbetreuung, die der gesamten Skala ihrer Bedürfnisse entspricht:
- Sie muss ihnen erlauben, in der Nachbarschaft zu bleiben, die sie am besten kennen - demnach einige alte Leute in jeder Nachbarschaft.
- Sie muss alten Leuten ermöglichen, sich zusammenzufinden, aber in Gruppen, die klein genug sind, um sie nicht von den jüngeren Menschen in der Nachbarschaft zu isolieren.
- Sie muss jenen alten Leuten, die unabhängig sind, unabhängig zu leben erlauben, ohne dass sie die Vorteile des Gemeinschaftslebens verlieren.
- Sie muss jene, die Pflegebetreuung oder zubereitete Speisen brauchen, versorgen, ohne dass sie in Pflegeheime weit entfernt von ihrer Nachbarschaft ziehen müssen.
Alle diese Anforderungen zusammen können sehr einfach gelöst werden, wenn jede Nachbarschaft eine Nische von alten Leuten umfasst, nicht auf einer Stelle konzentriert, sondern an den Rändern aufgelöst wie ein Bienenschwarm. Dadurch wird die Symbiose zwischen Jung und Alt gesichert und die benötigte gegenseitige Unterstützung der alten Leute innerhalb der Nischen ermöglicht. Vielleicht 20 könnten in einem zentralen Gruppenheim wohnen, weitere 10 oder 15 in Häusern in der Nähe, aber in Verbindung mit anderen Wohnhäusern, und weitere 10 oder 15 auch in Häusern, irgendwo in der Nachbarschaft weiter von diesem Kern entfernt, aber nicht weiter als 100 m oder 200 m, sodass sie leicht zu Fuß hingehen können, um Schach zu spielen, zu Essen oder von einer Pflegerin betreut zu werden.
Die Zahl 50 stammt aus der Überlegung von Mumford:
Zunächst muss man einmal die Zahl alter Menschen bestimmen, die in einer Nachbarschaftseinheit untergebracht werden sollen ...die Antwort auf diese Frage ist, meine ich, dass die normale Altersverteilung in der Gemeinde als Ganzes aufrechterhalten werden sollte. Das bedeutet fünf bis acht Einwohner über fünfundsechzig je hundert Einwohner, sodass in einer Nachbarschaftseinheit von, sagen wir, sechshundert Menschen zwischen dreißig und fünfzig alte Menschen leben würden (Lewis Mumford, The Human Prospect, New York, 1968, S. 49).
Was den Charakter des Gruppenhauses betrifft, so kann es von Fall zu Fall verschieden sein. In einem Fall könnte es nicht mehr als eine Kommune sein, wo die Leute gemeinsam kochen und Mädchen und Jungen oder professionelle Pfleger zeitweise helfen. Aber etwa 5% der Betagten brauchen ganztägige Pflege. Das heißt, zwei oder drei Menschen von 50 brauchen komplette Pflegebetreuung. Da eine Pflegerin normalerweise für sechs bis acht Leute arbeiten kann, folgt daraus, dass jedes zweite oder dritte Nachbarschaftsgruppenheim mit vollständiger Pflegebetreuung ausgestattet sein müsste.
Daraus folgt:
Schaff Wohnungen für ungefähr 50 alte Menschen in jeder Nachbarschaft. Ordne diese Wohnungen in drei Ringen an.
- Einen Kern mit Küche und Pflegebetreuung.
- Häuschen in der Nähe des Kerns.
- Häuschen weiter weg vom Kern, vermischt unter anderen Häusern der Nachbarschaft, aber nicht weiter als 200 m vom Kern entfernt.
... sodass die 50 Häuser insgesamt einen zusammenhängenden Schwarm bilden, mit einem eigenen deutlichen Zentrum, aber an den Rändern mit anderen gewöhnlichen Häusern der Nachbarschaft verwoben.
Behandle den Kern wie jedes andere Gemeinschaftshaus; mach die Häuschen, sowohl die nahen wie die weiter entfernten, wirklich klein — HÄUSCHEN FÜR AUE (155), einige davon vielleicht in Verbindung mit größeren Einfamilienhäusern der Nachbarschaft — DIE FAMILIE (75); versorg jeden zweiten oder dritten Kern mit richtigen Pflegeeinrichtungen; irgendwo im Umkreis der Alters-"Nische" sorge für Arbeit, die alte Leute am besten können — besonders Unterrichten und Babysitten — NETZWERK DES LERNENS (18), KINDERHAUS (86), ERFÜLLTE ARBEIT (156), GEMÜSEGARTEN (177)
Muster: Städte
5 MASCHENNETZ VON LANDSTRASSEN
14 IDENTIFIZIERBARE NACHBARSCHAFT
36 ABSTUFUNGEN DER ÖFFENTLICHKEIT
41 GEMEINSCHAFT VON ARBEITSSTÄTTEN
43 UNIVERSITÄT ALS OFFENER MARKT
45 KRANZ VON GEMEINSCHAFTSPROJEKTEN
46 MARKT MIT VIELEN GESCHÄFTEN
49 ÖRTLICHE STRASSEN IN SCHLEIFEN
52 NETZ VON FUSS- UND FAHRWEGEN
68 SPIELEN MIT ANDEREN KINDERN
69 ÖFFENTLICHES ZIMMER IM FREIEN
80 SELBSTVERWALTETE WERKSTÄTTEN UND BÜROS
81 KLEINE UNBÜROKRATISCHE DIENSTLEISTUNGEN
89 LEBENSMITTELGESCHÄFT AN DER ECKE
94 SCHLAFEN IN DER ÖFFENTLICHKEIT