87 Geschäfte in Privatbesitz
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... das STRASSENCAFÉ (88), das LEBENSMITTELGESCHÄFT AN DER ECKE (89) und all die einzelnen Geschäfte und Stände in den EINKAUFSSTRASSEN (32) und MÄRKTEN MIT VIELEN GESCHÄFTEN (46) müssen durch gesetzliche Regelungen unterstützt werden, die garantieren, dass sie in privater Hand von Ortsansässigen bleiben und nicht von auswärtigen Eigentümern, Ladenketten öder riesigen Franchise-Unternehmen aufgekauft werden.
Wenn Geschäfte zu groß sind oder von auswärtigen Eigentümern geführt werden, verwandeln sie sich in etwas Künstliches, Unpersönliches, Abstraktes.
Das Streben nach Gewinn schafft bei Geschäften einen Hang zur Expansion. Aber je größer sie werden, desto unpersönlicher wird die Bedienung, und desto schwieriger können andere kleine Geschäfte überleben. Binnen kurzem sind nahezu alle Geschäfte einer Sparte von Ladenketten und Franchise-Betrieben kontrolliert.
Franchise-Betriebe sind doppelt schlecht: Sie vermitteln den Eindruck von Privatbesitz; sie bieten jemandem, auch ohne ausreichendes Kapital, die Möglichkeit ein Geschäft zu gründen, das scheinbar sein eigenes ist; und sie schießen wie Pilze aus dem Boden. Sie schaffen jedoch bloß mehr künstliche, unpersönliche und abstrakte Dienstleistungen. Die einzelnen Geschäftsführer haben bei den von ihnen verkauften Waren und angebotenen Speisen so gut wie kein Mitspracherecht; sie haben strenge Richtlinien; die persönliche Note privat geführter Geschäfte geht völlig verloren.
Diese persönliche Note kann eine Gemeinde nur dann zurückgewinnen, wenn sie alle Formen von Franchise- und Kettenläden verbietet, wenn sie die tatsächliche Größe von Geschäften begrenzt und keine auswärtigen Eigentümer von Geschäften zulässt. Mit einem Wort, sie muss alles in ihrer Macht Stehende tun, den von der ortansässigen Bevölkerung erarbeiteten Wohlstand in deren Händen zu belassen.
Aber selbst dann bleibt dieses Muster nur dann aufrecht, wenn die vermietbaren Geschäftsräume klein sind. Einer der stärksten Gründe für das Entstehen von großen, landesweit operierenden Franchise-Unternehmen liegt darin, dass die Gründung eines Geschäfts für den Durchschnittsbürger ein enormes finanzielles Risiko darstellt. Scheitert ein einzelner Eigentümer mit seinem Geschäft, so kann das für ihn persönlich eine Katastrophe sein; meist scheitert er deshalb, weil er sich die Miete nicht leisten kann. Bei hunderten winzigen Geschäften mit niedrigen Mieten sinkt das Anfangsrisiko für einen künftigen Ladenbesitzer auf ein Minimum.
Geschäfte in Marokko, Indien, Peru und in den ältesten Teilen alter Städte sind oft nicht größer als 5 m² — gerade groß genug für eine Person und einige Waren — und trotzdem völlig ausreichend.
Daraus folgt:
Setz alles daran, die Entwicklung von Geschäften in Privatbesitz zu fördern. Genehmige gewerbliche Lizenz-Anträge nur dann, wenn das Geschäft denen gehört, die es dann auch tatsächlich betreiben und darin hört, die es dann auch tatsächlich betreiben und darin arbeiten. Genehmige neue Geschäftsgebäude nur dann, wenn sie viele sehr kleine Mietflächen vorsehen.
Betrachte jedes einzelne Geschäft als eine identifizierbare Einheit eines größeren GEBÄUDEKOMPLEXES (95); leg zumindest einen Teil des Gehsteigs in das Geschäft, sodass die Leute, wenn sie auf der Straße gehen, durch das Geschäft spazieren — ÖFFNUNG ZUR STRASSE (165); gestalte das Geschäftsinnere so, dass alle Waren möglichst offen und leicht erreichbar sind — FORM DES INNENRAUMS (191), DICKE WÄNDE (197), OFFENE REGALE (200)
Muster: Städte
5 MASCHENNETZ VON LANDSTRASSEN
14 IDENTIFIZIERBARE NACHBARSCHAFT
36 ABSTUFUNGEN DER ÖFFENTLICHKEIT
41 GEMEINSCHAFT VON ARBEITSSTÄTTEN
43 UNIVERSITÄT ALS OFFENER MARKT
45 KRANZ VON GEMEINSCHAFTSPROJEKTEN
46 MARKT MIT VIELEN GESCHÄFTEN
49 ÖRTLICHE STRASSEN IN SCHLEIFEN
52 NETZ VON FUSS- UND FAHRWEGEN
68 SPIELEN MIT ANDEREN KINDERN
69 ÖFFENTLICHES ZIMMER IM FREIEN
80 SELBSTVERWALTETE WERKSTÄTTEN UND BÜROS
81 KLEINE UNBÜROKRATISCHE DIENSTLEISTUNGEN
89 LEBENSMITTELGESCHÄFT AN DER ECKE
94 SCHLAFEN IN DER ÖFFENTLICHKEIT