165 Öffnung zur Straße
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... viele Stellen in einer Stadt gelingen nur dann, wenn: sie- zu den vorbeikommenden Menschen hin offen sind - viel offener als ein STRASSENFENSTER (164). Die UNIVERSITÄT ALS OFFENER MARKT (43), das LOKALE RATHAUS (44); der KRANZ VON GEMEINSCHAFTSPROJEKTEN (45), ein MARKT MIT VIELEN GESCHÄFTEN (46), das GESUNDHEITSZENTRUM (47), das STRASSENCAFE (88) oder PASSAGE DURCHS GEBÄUDE (101) sind Beispiele dafür. Das folgende Muster behandelt die Form der Öffnung.
Der Anblick von geschäftigem Treiben regt selbst zur Geschäftigkeit an. Wenn die Leute von der Straße aus bestimmte Bereiche einsehen können, wird Welt weiter, reicher und leichter begreifbar; und entstehen Gelegenheiten zum Kommunizieren und Lernen.
Das Service-Center hat eine Geschäftsfront, wobei alle Fenster lang dieser Front liegen. Ein Mann geht an der Tür vorbei. Dabei schaut er in das Center hinein, aber nur für eine Sekunde lang — offenbar will er nicht zu viel Interesse zeigen. Dann sieht er eine Anzeigetafel Fenster und bleibt stehen, um sie zu lesen. Während er liest, schaut er an der Tafel vorbei ins Center, um zu sehen, was drinnen los ist. Nach ein paar Sekunden geht er zurück und betritt das Center. (A Pattern Language Which Generates Multi-Service Centers, C. E. S., 1968, S. 251]
Es gibt viele Methoden, die Verbindung zur Straße herzustellen.
- Zuerst die gängigste Art: Die Wand entlang der Straße besteht im wesentlichen aus Glas, und wenn man hineinblickt, sieht man irgendeine interessante Aktivität. Ein Gemeinschaftszentrum in Berkeley zog von einem renovierten, abseits der Straße gelegenen Haus in einen renovierten Möbelausstellungsraum um, der von der Straße her zur Gänze einsehbar war. Die Zahl der Leute, die hinein kamen, stieg nach dem Umzug stark an. Zum Teil deshalb, weil das Zentrum nun in einer viel belebteren Fußgängerstraße lag. Aber auch die völlige Einsehbarkeit spielte eine Rolle: Von den Leuten, die am Zentrum vorbeikamen, wandten sich zirka 66 Prozent um und schauten hinein, und 7 Prozent blieben stehen - entweder um eine Anzeige zu lesen oder um genauer zu schauen, was drinnen vorging.
- Durch die Verbindung mit Glas werden die Leute jedoch nur relativ passiv ins Geschehen mit einbezogen. Eine tatsächlich offene Wand - eine Schiebewand oder ein Rolladen - schafft im Vergleich dazu eine viel wertvollere und aktive Verbindung. Bei einer offenen Wand hört man, was drinnen vorgeht, man spürt, wie es dort riecht, man kann Worte wechseln und entlang der ganzen Öffnung eintreten. Straßencafés, offene Imbissstände oder Werkstätten mit einer offenen Garagentür sind Beispiele dafür.
Auf unserem Weg von der Schule nach Hause gingen wir jeden Tag an der Werkstatt vorbei. Es war eine Möbelwerkstatt, und wir standen normalerweise an der Schwelle und sahen den Männern zu, wie sie Sessel und Tische machten, wie die Sägespäne flogen und wie die Möbelbeine an der Drehbank gedrechselt wurden. Es gab eine niedrige Mauer, und der Werkmeister 'befahl uns, draußen zu bleiben; aber auf der Mauer durften wir sitzen, und das taten wir auch, manchmal stundenlang.
- Die offenste Form: Die Aktivität ist nicht nur auf einer Seite des Wegs sichtbar und hörbar, sondern erstreckt sich zu einem Teil über den Weg, so dass Leute, die den Gehsteig entlanggehen, plötzlich mitten durch die Aktivität gehen. Die extreme Version davon ist ein Geschäft, das von beiden Seiten in den Weg hineinreicht und auf jeder Seite Waren ausgestellt hat Bei einer etwas gemäßigteren Version erstreckt sich das Dach des Gebäudes über den Weg, die Wand ist völlig offen, und das Pflaster des Weges setzt das des „Inneren" fort.
Wie die Öffnung auch immer aussieht, wesentlich dabei ist, dass die normalen Aktivitäten drinnen für die Leute draußen so einladend wirken, dass sie hinschauen und dass sich eine wenn auch noch so unbedeutende Beziehung herstellt. Die Ärzte des Pionier Health Center in Peckham waren von diesem Prinzip so. überzeugt, dass sie den Turnsaal, das Schwimmbad, die Tanzfläche, die Cafeteria und das Theater im Gesundheitszentrum so anlegten, dass die Passanten nicht umhin konnten, die Leute drinnen, von denen sie manchmal welche kannten, zu sehen:
... da wird getanzt, und am Abend, wenn das ganze Gebäude so hell erleuchtet ist, dass es die Aufmerksamkeit der Passanten anzieht, sieht man im Hauptgebäude sich bewegende Silhouetten ... ... man darf nicht vergessen, dass man dort nicht nur den Fortgeschrittenen zusehen kann, sondern dass jede Leistungsstufe vorhanden ist. Dieser Punkt ist entscheidend, um zu verstehen, in welchem Ausmaß das Sehen als Anreiz dienen und eigenständiges Handeln unter den dort versammelten Zusehern fördern kann. Normalerweise sie der Zuschauer, der irgendeiner Aktivität beiwohnt, nur die Profis; und dieser Trend hat Jahr für Jahr geradezu alarmierend zugenommen. Das Publikum strömt massenweise herbei, um Experten beim Spiel zuzschauen, aber je glänzender die „Stars" werden, desto mehr findet sich jeder einzelne in der Menge in seiner Inaktivität bestärkt, weil er ohnehin unfähig ist und es daher den Versuch nicht wert ist. Nicht alle Formen der Aktion regen also zum eigenständigen Handeln an: Vielmehr weckt das Sehen einer Aktivität, die innerhalb der Möglichkeiten des Zuschauers liegt, eine Versuchung, der man schließlich nicht widerstehen kann. Obwohl für unser Experiment nur wenig Zeit blieb wurde diese Tatsache mehr als genug bestätigt, wie die zunehmenden. Aktivitäten im Gesundheitszentrum zeigen. (The Peckham Experiment, I. Pearse and L. Crocker, New Haven: Yale University Press, 1947 S. 67-72.)
Daraus folgt:
Leg jeden öffentlichen Raum, dessen Gelingen von seiner Öffnung zur Straße abhängt, auch offen an Mit einer Wand, die weit aufgemacht werden kann, und schließe möglichst einen Teil der Aktivität auf der ans: deren Seite des Fußgängerwegs mit ein, so dass sie sich auf beide Seiten erstreckt und die Leute auf ihrem Weg mittendurch gehen.
Es gibt Dutzende von Formen, um eine solche Öffnung zu bauen. Eine Wand kann beispielsweise sehr billig hergestellt werden: mit einem einfachen hängenden Rolladen aus Sperrholz, der an einer Schiene befestigt ist und untertags völlig zurückgeschoben und nachts vorgezogen und versperrt werden kann.
Begrenz die Öffnung durch eine niedrige, massive Mauer, auf der die Leute sitzen können - SITZMAUER (243); und mach aus dem Teil des Wegs, der daran vorbeiführt, ein Zimmer im Freien - DIE FORM VON WEGEN (121), ZIMMER IM FREIEN (163)
Muster: Gebäude
98. ORIENTIERUNG DURCH BEREICHE
104. VERBESSERUNG DES BAUPLATZES
107. GEBÄUDEFLÜGEL MIT TAGESLICHT
114. HIERARCHIE VON AUSSENRÄUMEN
129. GEMEINSCHAFTSBEREICHE IN DER MITTE
135. WECHSEL VON HELL UND DUNKEL
140. PRIVATTERRASSE AN DER STRASSE
149. ENTGEGENKOMMENDER EMPFANG
151. KLEINE BESPRECHUNGSZIMMER
159. LICHT VON ZWEI SEITEN IN JEDEM RAUM
183. ABGRENZUG DES ARBEITSPLATZES