156 Erfüllte Arbeit
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... wenn. Menschen älter werden, bekommt eine einfache, befriedigende Arbeit für den Lebensunterhalt immer mehr Bedeutung. Das folgende Muster legt das Bedürfnis nach einer solchen Entwicklung als einen Teil jeder Familie fest. Es trägt zur Bildung der FAMILIE (75) und des HÄUSCHENS FÜR ALTE (155) bei und ist eine natürliche Verschönerung des EIGENEN ZIMMERS (141)
Das Erlebnis erfüllter Arbeit ist im Alter eine Voraussetzung für den Seelenfrieden. Unsere Gesellschaft verhindert dieses Erlebnis jedoch, indem sie eine Kluft schafft zwischen Arbeitsleben und Ruhestand, zwischen Arbeitsplatz und Wohnung.
Zuerst einmal, was meinen wir mit „erfüllter Arbeit"? Das ist Arbeit, bei der sich alle Fäden im Leben einer Person zu einer Tätigkeit verknüpfen: Die Tätigkeit bildet eine vollständige, echte Entfaltung des Menschen, der dahinter steht. Diese Art von Arbeit entsteht nicht über Nacht, sondern entwickelt sich ganz allmählich. Es handelt sich um Arbeit, die so stark mit der Lebensform eines Menschen verknüpft ist, dass sie naturgemäß zu Hause oder ganz in der Nähe der eigenen Wohnung entsteht: Wenn sie sich frei entwickeln kann, gehen der Arbeitsplatz und die Wohnung allmählich ineinander über und werden eins.
Es kann sich dabei um dieselbe Arbeit handeln, die -jemand ein ganzes Leben lang ausgeführt hat — aber als erfüllte Arbeit nimmt sie einen tiefergehenden, genauer umrissenen und einzigartigeren Charakter an. Da ist zum Beispiel der Bürokrat, der am Schluss die ganze Papierarbeit durchschaut und die innere Ordnung seiner Arbeit versteht. Er beginnt, diese Ordnung an die Welt weiterzugeben. Das ist das Thema von Kurosawas schönstem Film, Ikiru: Einmal wirklich Leben. Es kann sich aber auch um Arbeit handeln, die jemand als Freizeitbeschäftigung, abseits vom Beruf, anfängt und die sich allmählich ausdehnt und ihn immer mehr in Anspruch nimmt, bis sie ganz an die Stelle seines alten Berufs tritt.
Das Problem ist, dass sehr viele Menschen niemals die Erfahrung erfüllter Arbeit machen, vor allem, weil die Menschen während ihres Arbeitslebens weder Zeit noch Platz haben, sie zu entwickeln. Die Marktwirtschaft unserer Tage zwingt die meisten Menschen, ihre Arbeit den Regeln der Büros, Fabriken und Einrichtungen anzupassen. Und im allgemeinen ist die Arbeit sehr aufreibend - zum Wochenende haben die Leute keine Energien mehr, um eine neue, anstrengende Art von Arbeit anzufangen. Auch in den selbst verwalteten Werkstätten und Büros, wo die Arbeiter den Arbeitsablauf spontan selbst festlegen, wird die Arbeit von der Nachfrage des Marktes bestimmt. Hier bleibt eben so wenig Zeit für die langsame Entwicklung einer „erfüllten Arbeit" - die von innen heraus entsteht und am Märkt vielleicht nicht immer viel gilt.
Um dieses Problem zu lösen, muss zuerst ein Arbeitsumfeld geschaffen werden, das jemandem, sagen wir vom mittleren Alter an, die Möglichkeit bietet, allmählich eine Art der erfüllten Arbeit zu entwickeln, die zu ihm passt. Wenn sich die Leute zum Beispiel ab dem 40. Lebensjahr einmal pro Woche einen freien Tag nehmen könnten, der dann nur halb bezahlt wird, könnten sie sich in ihrer Wohnung oder Nachbarschaft allmählich eine Werkstatt einrichten. Würde diese Freizeit im Laufe der Jahre erhöht, könnte jemand verschiedene Formen der Arbeit ausprobieren und dann schrittweise das Berufsleben durch die erfüllte Arbeit ersetzen.
Wir bringen die erfüllte Arbeit bewusst mit der Arbeit im Alter in Verbindung, denn wenngleich sie bereits früher im Leben beginnen sollte, wird sie im Alter zu einer Notwendigkeit. Die Alterskrise - Lebensintegrität gegenüber Verzweiflung und Zynismus - kann nur von einem Menschen gelöst werden, der sich mit einer erfüllten Arbeit beschäftigt - siehe LEBENSZYKLUS (26). Menschen, die die Möglichkeit haben, solche Arbeit zu entwickeln und sie mit der Welt um sie herum in Beziehung zu setzen, werden ihre Alterskrise erfolgreich bewältigen können; andere werden in Verzweiflung stürzen.
Daraus folgt:
Gib jedem Menschen, vor allem wenn er alt wird, die Möglichkeit, sich in seiner Wohnung oder nahe davoneinen eigenen Arbeitsplatz einzurichten. Mach daraus einen Platz, der langsam wachsen kann, der anfangs vielleicht nur einer Wochenendbeschäftigung dient und allmählich zu einer vollständigen, produktiven und gemütlichen Werkstatt anwächst.
Leg die Werkstatt baulich entsprechend den Richtlinien In WERKSTATT IM HAUS (157) an und mach sie zur Straße hin offen, das heißt, zu einem Teil des örtlichen Straßenlebens - PRIVAT- TERRASSE AN DER STRASSE (149), ÖFFNUNG ZUR STRASSE (165)
Muster: Gebäude
98. ORIENTIERUNG DURCH BEREICHE
104. VERBESSERUNG DES BAUPLATZES
107. GEBÄUDEFLÜGEL MIT TAGESLICHT
114. HIERARCHIE VON AUSSENRÄUMEN
129. GEMEINSCHAFTSBEREICHE IN DER MITTE
135. WECHSEL VON HELL UND DUNKEL
140. PRIVATTERRASSE AN DER STRASSE
149. ENTGEGENKOMMENDER EMPFANG
151. KLEINE BESPRECHUNGSZIMMER
159. LICHT VON ZWEI SEITEN IN JEDEM RAUM
183. ABGRENZUG DES ARBEITSPLATZES