177 Gemüsegarten
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... wir haben schon ein Muster für den nützlichen Aspekt von Gärten, sowohl öffentlichen als auch privaten — OBSTBÄUME (170); wir ergänzen dies mit einem kleineren, aber ebenfalls wichtigen Aspekt des Gartens, der in keinem öffentlichen oder privaten Garten fehlen sollte: Steigere den Wert von GEMEINSCHAFTSFLÄCHEN (67) und privaten Gärten — HALBVERSTECKTER GARTEN (111) - durch ein Stückchen Boden, auf dem die Leute Gemüse anbauen können.
In einer gesunden Stadt kann jede Familie ihr eigenes Gemüse anbauen. Die Zeiten, in denen das als spezielles Hobby galt, sind vorbei; es ist ein wesentlicher Bestandteil des menschlichen Lebens.
Gemüse ist das wichtigste Grundnahrungsmittel. Im Vergleich zu Milchprodukten, Obst, Fleisch und künstlich hergestellten Lebensmitteln nimmt Gemüse den ersten Platz ein. Es sind auch die einzigen Lebensmittel, von denen der menschliche Organismus ausschließlich leben kann. Und es gibt kaum Zweifel daran, dass eine im ökologischen Gleichgewicht befindliche Welt auch voraussetzt, dass die Menschen in Bezug auf ihre tägliche Ernährung ein ausgewogenes Verhältnis zum Gemüse erlangen. (Siehe zum Beispiel F. Lappe, Diet für a Small Planet, New York: Ballantine, 1971.)
Seit der industriellen Revolution beziehen die Menschen ihr Gemüse immer mehr von unpersönlichen Produzenten; in einer Welt, wo Gemüse eine zentrale Bedeutung hat und die Selbstversorgung zunimmt, muss das eigene Gemüse für Familien jedoch ebenso selbstverständlich werden wie die frische Luft.
Das Stück Land, das ein Haushalt zum Anbau von eigenem Gemüse braucht, ist überraschend klein. Eine vierköpfige Familie kann auf etwa 400 Quadratmetern den gesamten Jahresbedarf an Gemüse decken. Und offensichtlich hat Gemüse in Bezug auf bestimmte Energiemengen — Sonne, Arbeit — einen höheren „Nährstoffertrag" als andere Lebensmittel. Das bedeutet dass sich jedes Haus oder jede Hausgruppe selbst mit Gemüse versorgen kann, und dass jeder Haushalt ohne ein eigenes Stück Land in seiner Nähe über einen Teil eines gemeinschaftlichen Gemüsegartens verfügen sollte.
Neben diesem grundlegenden Bedarf an Gemüsegärten in einer Stadt gibt es noch ein subtileres Bedürfnis. Parks, Alleebäume und gepflegte Rasenflächen tragen nur sehr wenig dazu bei, eine Verbindung zwischen den Menschen und dem Land herzustellen. Sie vermitteln uns nichts von dessen Produktivität und Leistungsvermögen. Viele Menschen, die in der Stadt geboren und aufgewachsen sind und ihr gesamtes Leben dort verbringen, wissen einfach nicht, woher die Lebensmittel, die sie essen, kommen oder wie ein echter Garten aussieht. Für sie besteht die einzige Beziehung zur landwirtschaftlichen Produktivität in den abgepackten Tomaten im Supermarktregal. Aber der Kontakt zum Land und dessen Wachstumsprozessen ist nicht allein eine schrullige Gepflogenheit aus vergangenen Zeiten, die wir ohne weiteres aufgeben können. Vielmehr handelt es sich dabei um einen grundlegenden Bestandteil in -der Entwicklung eines organischen Sicherheitsgefühls. Ganz tief im Innersten müssen die Stadtbewohner, die bei Bodenprodukten völlig von den Supermärkten abhängen, ein gewisses Gefühl der Unsicherheit verspüren.
Gemeinschaftsgärten müssen auch nicht unbedingt teuer-Sein. Als, Bewohner von Santa Barbara im Mai 1970 beschlossen, im Stadtzentrum einen Garten anzulegen, bewiesen sie Erfindungsreichtum, Sie erwarben ein leerstehendes Grundstück im Stadtzentrum (zum Preis, von einem Dollar für sechs Monate), die Stadtverwaltung lieferte das; Wasser gratis und stellte für zwei Tage einen Traktor mitsamt' Fahrer zur Verfügung. Kompost war schnell aufgetrieben. Die Gruppe bekam Laub von den städtischen Gärten, kompostierten Schlamm vom der örtlichen Kläranlage und Pferdedünger von einem nahe gelegenen Reitklub. Werkzeug und Saatgut wurden gespendet. („Community Gardens", Bob Rodale, San Francisco Chronicle, 31. Mai 1972, S. 16.)
Daraus folgt:
Halt im privaten Garten oder auf einer Gemein-Halt im privaten Garten oder auf einer Gemeinschaftsflache ein Stück Land als Gemüsegarten frei. Eine vierköpfige Familie braucht etwa 400 m². Achte darauf, dass der Gemüsegarten an einer sonnigen Stelle liegt und für alle Haushalte, die ihn benützen, zentral liegt. Umzäun ihn und bau daneben einen kleinen Schuppen für die Gartengeräte.
Verwend als Dünger den natürlichen Kompost, der im Haus und in der Nachbarschaft entsteht — KOMPOST (178), und versuch zur Bewässerung des Bodens möglichst Abwässer zu verwenden — BADERAUM (144)
Muster: Gebäude
98. ORIENTIERUNG DURCH BEREICHE
104. VERBESSERUNG DES BAUPLATZES
107. GEBÄUDEFLÜGEL MIT TAGESLICHT
114. HIERARCHIE VON AUSSENRÄUMEN
129. GEMEINSCHAFTSBEREICHE IN DER MITTE
135. WECHSEL VON HELL UND DUNKEL
140. PRIVATTERRASSE AN DER STRASSE
149. ENTGEGENKOMMENDER EMPFANG
151. KLEINE BESPRECHUNGSZIMMER
159. LICHT VON ZWEI SEITEN IN JEDEM RAUM
183. ABGRENZUG DES ARBEITSPLATZES