139 Wohnküche
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... du hast einen Gemeinschaftsbereich in der Mitte des Gebäudes angelegt oder hättest bereits einen. In vielen Fällen, vor allem in Wohnhäusern, liegt in der Mitte dieses Gemeinschaftsbereichs eine Küche oder ein Bereich zum Essen, da nur wenige Dinge eine derart gute Grundlage für das Gemeinschaftsgefühl bieten wie gemeinsames Essen — GEMEINSCHAFTSBEREICHE IN DER MITTE (129), GEMEINSAMES ESSEN (147). Das folgende Muster beschreibt eine überlieferte Art von Küche, in der sich Kochen, Essen und Leben in einem einzigen Raum abspielen.
Die von der Familie getrennt liegende, isolierte Küche, die als zwar effektive, aber unfreundliche Lebensmittelfabrik betrachtet wird, ist ein Überbleibsel aus der Zeit des Hauspersonals; und aus den noch nicht so lang vergangenen Zeiten, als Frauen die Rolle der Bediensteten bereitwillig übernahmen.
In traditionellen Gesellschaften, in denen es keine Bediensteten gab und sich die Mitglieder einer Familie selbst um ihr Essen kümmerten, war die isoliert liegende Küche praktisch unbekannt, Selbst wo das Kochen in Händen der Frauen lag, was sehr oft der Fall war, galt die Arbeit des Kochens als grundlegende gemeinschaftliche Tätigkeit; und der „Herd", der Ort, an dem die Speisen zubereitet und gegessen wurden, war der Mittelpunkt des Familienlebens.
Als in den Palästen und Herrschaftshäusern Bedienstete das Kochen übernahmen, wurden die Küchen natürlich vom Speisezimmer getrennt. In den Wohnhäusern der Mittelklasse im 19. Jahrhundert war es bereits weithin üblich, Bedienstete zu haben, und als Folge dessen setzte sich auch die isoliert liegende Küche als ein selbstverständlicher Teil des Hauses durch. Als die Zeit des Dienstpersonals vorbei war, blieb die Küche aber trotzdem ein getrennter Bereich, weil es als „vornehm" und „nett" galt, im Speisezimmer, fernab vorn Anblick und den Gerüchen des Kochens, zu essen. Die isoliert liegende Küche wurde immer noch mit den Häusern der Reichen assoziiert, wo derartige Speisezimmer etwas ganz Selbstverständliches waren.
Diese Trennung in der Familie hat die Frauen jedoch in eine sehr schwierige Situation gebracht. Es ist wahrscheinlich nicht übertrieben, wenn man sagt, dass dadurch jene Umstände gefördert wurden, die die gesellschaftliche Stellung der Frauen in der Mitte des 20. Jahrhunderts unpraktikabel und unzumutbar gemacht haben. Einfach gesagt: Wenn eine Frau die Verantwortung übernahm, für das Essen zu sorgen, erklärte sie sich gleichzeitig auch ganz einfach damit einverstanden, sich in der „Küche" zu isolieren — und unterschwellig auch damit,- eire Bedienstete zu sein.
Moderne amerikanische Häuser mit sogenanntem offenen Grundriss sind der Lösung dieses Problems nähergekommen. Bei ihnen ist die Küche häufig nur zur Hälfte vom Wohnzimmer getrennt: nicht isoliert und nicht ganz im Wohnzimmer. Auf diese Weise können die Leute, die kochen, mit der restlichen Familie noch in Verbindung stehen, während sie arbeiten, Und der Bereich hat nicht das eindeutige Stigma und die unerfreulichen Nebenwirkungen eines getrennten Spül- und Kochbereichs.
Das ist aber nicht genug. Wenn wir unter die Oberfläche schauen, steckt hinter dieser Art von Grundriss noch immer heimlich die Einstellung, dass Kochen eine Last ist, Essen hingegen ein Vergnügen. So lange diese Denkweise die Anlage des Hauses bestimmt, bleibt das Problem der isolierten Küche bestehen. Die Schwierigkeiten rund um diese Situation werden letztlich nur dann aufhören, wenn alle Familienmitglieder voll und ganz die Tatsache akzeptieren, dass Kochen ebenso Teil ihres Lebens ist wie Essen. Das wird nur dann möglich sein, wenn eine Gemeinschaft wieder um den großen Küchentisch herum versammelt ist, wie es in den primitiven Gesellschaften der Fall ist, wo die Vorsorge für notwendige Funktionen Teil des täglichen Lebens war und noch nicht durch die irreführende Funktion des Dieners aus dem Bewusstsein der Menschen verdrängt wurde.
Wir sind davon überzeugt, dass die Lösung im Muster der alten Wohnküche steckt. In der Wohnküche waren Küchenarbeit und Familienleben völlig in einen großen Raum integriert. Das Familienleben spielte sich um einen großen Tisch in der Mitte ab: Hier wurde gegessen, geredet, Karten gespielt und ich alle mögliche Arbeit erledigt, einschließlich der Zubereitung der Speisen. Die Küchenarbeit wurde sowohl am Tisch als auch auf Arbeitsflächen entlang der Wand von allen gemeinsam gemacht. Und in der Ecke stand vielleicht ein bequemer alter Sessel, in dem jemand während all dieser Tätigkeiten schlafen konnte.
Daraus folgt:
Mach die Küche größer als normal, und zwar groß genug, dass auch für den „Familienraum" Platz ist, und leg sie nahe der Mitte der Gemeinschaftsbereiche an —nicht so weit hinten im Haus wie eine gewöhnliche Küche. Gib ihr genug Fläche, dass ein solider, großer Tisch und Sessel — einige weich, einige hart — hineinpassen sowie Arbeitsflächen, Herd und Waschbecken passen sowie Arbeitsflächen, Herd und Waschbecken außen herum; und mach ein helles, gemütliches Zimmer daraus.
Sorg für LICHT VON ZWEI SEITEN IN JEDEM RAUM (159). Wenn du später die Arbeitsflächen in der Küche anlegst, mach sie ordentlich lang und großzügig und richte sie nach Süden aus, damit sie Licht bekommen - DER KOCHPLATZ (184), SONNIGE :ARBEITSFLÄCHE (199); lass Platz für eine Nische oder zwei um die Küche herum - NISCHEN (179); stell einen großen Tisch in die Mitte und bring darüber eine schöne große Lampe mit warmem Licht an, die die Familie um sich versammelt - ATMOSPHÄRE BEIM ESSEN (182), wenn du auf die Wände im 'Detail eingehst, bring viele offene Regale an ihnen an für Töpfe, Krüge, Flaschen und Marmeladegläser - OFFENE REGALE (200), BORD IN HÜFTHÖHE (201). Stell irgendwo einen bequemen Sessel hin - MEHRERE SITZPLÄTZE (142). Und was die Gestalt und Konstruktion des Zimmers betrifft, beginn bei DIE FORM DES INNENRAUMS (191)
Muster: Gebäude
98. ORIENTIERUNG DURCH BEREICHE
104. VERBESSERUNG DES BAUPLATZES
107. GEBÄUDEFLÜGEL MIT TAGESLICHT
114. HIERARCHIE VON AUSSENRÄUMEN
129. GEMEINSCHAFTSBEREICHE IN DER MITTE
135. WECHSEL VON HELL UND DUNKEL
140. PRIVATTERRASSE AN DER STRASSE
149. ENTGEGENKOMMENDER EMPFANG
151. KLEINE BESPRECHUNGSZIMMER
159. LICHT VON ZWEI SEITEN IN JEDEM RAUM
183. ABGRENZUG DES ARBEITSPLATZES