99 Hauptgebäude
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... wenn ungefähr feststeht, wie viele Gebäude man bauen wird - GEBÄUDEKOMPLEX (95) - und wie hoch sie sein sollen - ANZAHL 'DER STOCKWERKE (96) -, kann man grob ausarbeiten, wie sie angelegt sein sollten, damit sie klar und bequem zugänglich sind. Dieses Muster behandelt die generelle Philosophie der Anordnung und Orientierung.
In vielen modernen Gebäudekomplexen gibt es das akute Problem der Desorientierung. Menschen haben keine Ahnung, wo sie sich befinden, und stehen deshalb unter beträchtlicher innerer Anspannung.
.. Der Schrecken des Verirrten rührt von der Notwendigkeit des mobilen Organismus her, sich an seiner Umwelt zu orientieren. Jaccarder wähnt einen Zwischenfall mit Eingeborenen in Afrika, die sich verirrten.Sie waren von einer panischen Furcht besessen und liefen blindlings in den Wald. Witkin erzählt von einem Piloten, der seine Orientierung verlor und dies als die schrecklichste Erfahrung seines Lebens schildert. Viele andere Verfasser sprechen von Angst und Bedrängnis, wenn sie das Phänomen der vorübergehenden Orientierungslosigkeit in der modernen Stadt beschreiben. (Kevin Lynch, The Image of fhe City, Cambridge, Mass.: MIT Press, 1960, S. 125; dt.: Das Bild der Stadt, Braunschweig, 19892, S. 145.)
Am leichtesten kann man das Orientierungsproblem im Falle eines völlig Fremden darstellen, der sich in einem Gebäudekomplex zurechtfinden muss. Stell dir dich selbst als Fremden vor, der im Gebäude eine bestimmte Adresse sucht. Von deinem Standpunkt aus ist das Gebäude leicht zu erfassen, wenn dir jemand die Lage des Zielpunkts so erklären kann, dass du dich leicht erinnerst und sie beim Suchen im Kopf behalten kannst. Um es ganz scharf auszudrücken: jemand muss jemandem anderen, der die Anlage nicht kennt, jeden beliebigen Zielpunkt im Inneren in einem Satz erklären können. So etwa: "Gehen Sie gerade durch das Haupttor, den Hauptweg hinunter, und gehen Sie links in den zweiten Eingang, den kleinen mit dem blauen Gitter - Sie können es nicht verfehlen."
Auf den ersten Blick mag das Problem nur für Fremde wichtig scheinen, da eine ortskundige Person sich auch zurechtfinden wird, wenn die Anlage schlecht organisiert ist. Psychologische Erkenntnisse deuten jedoch darauf hin, dass die Wirkung einer schlecht angelegten Erschließung auf eine ortskundige Person fast so schädlich ist wie auf einen Fremden. Wir können annehmen, dass man, immer wenn man einen Zielort aufsucht, in Gedanken eine Art Stadtplan oder Anweisung mitführen muss. Nun stellt sich die Frage: Wie lange muss man während der Wegzeit bewusst an diese Karte und an den Zielort denken? Wenn man lange nach Orientierungszeichen suchen und über die nächste Richtung nachdenken muss, dann bleibt wenig Zeit für andere Überlegungen, für ruhiges Nachdenken und für Betrachtungen.
Jede Umgebung, die fortgesetzte Aufmerksamkeit verlangt, ist ebenso schlecht für einen Ortskundigen wie für einen Fremden. Eine gute Umgebung ist leicht zu verstehen, ohne bewusste Aufmerksamkeit.
Was macht eine Umgebung leicht zu verstehen? Was macht Was macht eine Umgebung leicht zu verstehen? Was macht eine Umgebung verwirrend? Stellen wir uns eine Person vor, die zu einer bestimmten Adresse in einem Gebäude will. Nennen wir diese Adresse A. Die Person will zu A, geht aber nicht direkt zu A - wenn es nicht zufällig vom Ausgangspunkt sichtbar ist. Stattdessen setzt sie den Weg aus einer Reihe von Schritten zusammen, in der jeder Schritt eine Art Zwischenziel und ein Ausgangspunkt für den nächsten Schritt ist. Zum Beispiel: Gehen Sie durch das Tor, dann in den zweiten Hof links, dann zur Arkade rechts im Hof, und dann durch die dritte Tür. Diese Folge ist eine Art Plan, den die Person im Kopf hat. Wenn es immer leicht ist, eine solche Karte zu entwerfen, dann kennt man sich im Gebäude aus. Wenn es nicht leicht ist, kennt man sich nicht aus.
Ein solcher Plan funktioniert, weil er ein verschachteltes System von Bereichen bezeichnet (in unserem Fall sind die Bereiche erstens das Gebäude selbst, dann der Hof, dann die Arkade, dann der Raum selbst - der Zielpunkt). Der Plan führt einen zum Eingang des größten Bereichs, von dort aus zum Eingang des zweitgrößten Bereichs, und so weiter. Man trifft jeweils nur eine Entscheidung, und jede getroffene Entscheidung verringert das Ausmaß der Anlage, die noch zu erkunden ist, bis schließlich der gesuchte Zielpunkt übrig bleibt.
Man kann also vernünftigerweise sagen, dass jede brauchbare Karte durch einen Gebäudekomplex diese Struktur haben muss, und dass jeder Gebäudekomplex, für den solche Karten nicht möglich sind, als verwirrend empfunden werden. Das sagt uns auch die unmittelbare Erfahrung. Betrachte die folgenden Beispiele; in jedem findet sich ein System von Bereichen, das solche Karten leicht ermöglicht.
Ein College in Oxford. Hier besteht das College aus Höfen; von jedem Hof öffnen sich Räume, genannt "Stiegen", und die einzelnen Zimmer gehen von diesen Stiegen aus. Die Bereiche sind also: College, Höfe, Stiegen, Zimmer.
Manhattan. Hier besteht die Stadt aus größeren Bezirken, wobei jeder Bezirk bestimmte Hauptstraßen hat. Die Bereiche sind: Manhattan, Bezirke, durch Avenues bestimmte Bereiche und durch Querstraßen und Einzelgebäude bestimmte Bereiche. Manhattan ist verständlich, weil die Bezirke gut definiert sind und weil die durch Straßen bestimmten Bereiche den durch Avenues bestimmten Bereichen untergeordnet sind.
Zusammenfassend muss ein Gebäudekomplex drei Regeln entsprechen, um verständlich zu sein:
- Man kann den Komplex als verschachteltes System von Bereichen betrachten, wobei der Komplex selbst der erste und größte Bereich ist.
- Jeder Bereich hat einen Hauptverkehrsweg, der direkt von den Zugängen dieses Bereichs ausgeht.
- Die Zugänge zu jedem Bereich öffnen sich direkt vom Verkehrsweg des nächstgrößeren Bereichs.
Schließlich ist es wichtig, dass diese Bereiche auf jeder Ebene Namen haben; das erfordert wieder, dass sie räumlich ablesbar sind, so dass sie tatsächlich benannt werden können und man weiß, wo der bezeichnete Bereich anfängt und aufhört. So präzis wie in den zwei angegebenen Beispielen müssen die Bereiche nicht sein. Sie müssen genügend psychologische Substanz und Präsenz haben, um auch wirklich in der Erinnerung als Bereiche funktionieren zu können.
Daraus folgt:
Leg sehr große Gebäude und Komplexe von kleineren Gebäuden so an, dass man zu einem bestimmten Punkt im Inneren über eine Abfolge von Bereichen gelangt, deren Zugang jeweils gekennzeichnet ist, und die, während man von Zugang zu Zugang weitergeht, immer kleiner und kleiner werden. Wähl die Bereiche so, dass sie leicht zu benennen sind und man jemandem den Weg erklären kann, indem man die Bereiche aufzählt, durch die er gehen muss.
Behandle die ersten Zugänge zum ganzen Erschließungssystem, die größten überhaupt, als Tore - HAUPTTORE (53); mach aus den größeren Bereichen, die von den Toren wegführen, Fußgängerstraßen oder öffentliche Flächen - GEMEINSCHAFTSFLÄCHEN (67), FUSSGÄNGERSTRASSE (100); schaff weiters kleinere Bereiche mit Einzelgebäuden, Höfen und Innenstraßen ~ HAUPTGEBÄUDE (99), PASSAGE DURCHS GEBÄUDE (101), HIERARCHIE DER AUSSENRÄUME (114), BELEBTE INNENHÖFE (115); und kennzeichne den Eingang zu diesen kleineren Bereichen durchkleinere Eingänge, die aber deutlich hervortreten - FAMILIE VON EINGÄNGEN (102), HAUPTEINGANG (110). Leg die Wege nach WEGE UND ZIELE (120) an
Muster: Gebäude
98. ORIENTIERUNG DURCH BEREICHE
104. VERBESSERUNG DES BAUPLATZES
107. GEBÄUDEFLÜGEL MIT TAGESLICHT
114. HIERARCHIE VON AUSSENRÄUMEN
129. GEMEINSCHAFTSBEREICHE IN DER MITTE
135. WECHSEL VON HELL UND DUNKEL
140. PRIVATTERRASSE AN DER STRASSE
149. ENTGEGENKOMMENDER EMPFANG
151. KLEINE BESPRECHUNGSZIMMER
159. LICHT VON ZWEI SEITEN IN JEDEM RAUM
183. ABGRENZUG DES ARBEITSPLATZES