118 Dachgarten
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... zwischen den Steildächern, die entsprechend dem illuster SCHÜTZENDES DACH (117) entstehen, gibt es flache Dächer, auf die man hinausgehen kann. Das folgende Muster beschreibt die beste Lage dieser Dachgärten und ihre Eigenschäften. Wenn sie richtig angeordnet sind, werden sie meist die Enden der GEBÄUDEFLÜGEL MIT TAGESLICHT (107) in den verschiedenen Geschossen und dadurch automatisch einen Teil der gesamten DACHKASKADE (116) bilden.
In einer Stadt besteht ein großer Teil der Oberfläche aus Dächern. Im Zusammenhang mit der Tatsache, dass die Gesamtfläche einer Stadt, die der Sonne ausgesetzt werden kann, begrenzt ist, lässt sich leicht einsehen, dass es nicht nur natürlich, sondern wesentlich ist, Dächer so anzulegen, dass Sonne und Luft genützt werden.
Aus den Mustern SCHÜTZENDES DACH (117) und GEWÖLBTE DÄCHER (220) wissen wir allerdings, dass die flache Form für Dächer aus psychologischen, konstruktiven und klimatischen Gesichtspunkten völlig unnatürlich ist. Vernünftigerweise wird ein Flachdach deshalb nur dort angewendet, wo das Dach tatsächlich zu einem Garten oder einem Zimmer im Freien wird; man soll so viele dieser „nutzbaren" Dächer wie möglich machen aber alle anderen Dächer, die nicht genutzt werden können, als geneigte, gewölbte, schalenartige Konstruktionen ausbilden, wie sie in den Mustern SCHÜTZENDES DACH (117) und GEWÖLBTE DÄCHER (220) beschrieben sind.
Als Faustregel: wenn möglich, mach in jedem Gebäude mindestens einen kleinen Dachgarten — wenn man sicher sein kann, dass sie benützt werden, auch mehrere. Die übrigen Dächer mach steil. Wir werden noch sehen, dass funktionierende Dachgärten fast immer auf gleicher Höhe mit Innenräumen liegen; daher wird es immer einen Anteil an steilen Dächern auf dem Gebäude geben. Wir können also erwarten, dass dieses Muster eine Dachlandschaft erzeugen wird, in der Dachgärten und Steildächer auf fast jedem Gebäude gemischt vorkommen werden.
Wir betrachten nun kurz das Flachdach als solches. Flache Dachgärten sind immer in trockenen, warmen Klimazonen vorherrschend gewesen, wo sie zu angenehmen Aufenthaltszonen gemacht werden können. In den dichten Stadtteilen des Mittelmeerklimas ist nahezu jedes Dach bewohnbar: sie sind voll von grünen, privaten Abschirmungen, haben reizende Aussichten, man kann kochen, essen und schlafen. Aber auch im gemäßigten Klima sind sie schön. Sie können als Zimmer ohne Decke angelegt werden, als Orte, die vor dem Wind geschützt aber zum Himmel offen sind.
Die Flachdächer dagegen, die während der letzten 40 Jahre architektonische Marotten geworden sind, sind ganz etwas anderes. Diese Flachdächer, graue kiesbedeckte Asphaltkonstruktionen, sind kaum jemals nutzbare Orte; sie sind keine Gärten; sie erfüllen als ganzes nicht die psychologischen Anforderungen, die wir im Muster SCHÜTZENDES DACH (117) umrissen haben. Um die flachen Dachpartien wirklich nutzbar und mit dem gleichzeitigen Bedürfnis nach Steildächern vereinbar zu machen, muss man offensichtlich flache Dachgärten im Zusammenhang mit Innenräumen des Gebäudes anlegen. Mit anderen Worten: sie werden nicht die höchsten Teile des Daches sein; die höchsten Teile des Daches bleiben schräg. Man muss auf den Dachgarten von einem Innenraum hinausgehen können, ohne über irgendwelche besonderen Stufen steigen zu müssen. Nach unseren Erfahrungen sind Dachgärten in solcher Lage weit intensiver genutzt als Dächer, die über Treppen erreichbar sind. Die Erklärung liegt auf der Hand: es ist viel bequemer, auf ein Dach eben hinauszugehen und sich durch einen Teil des Gebäudes hinten und seitlich geschützt zu fühlen,- als auf einen Ort hinaufzuklettern, den man nicht sieht.
Daraus folgt:
Fast jedes Dachsystem muss teilweise als Dachgarten nutzbar sein. Mach diese Teile eben, eventuell für Pflanzungen abgestuft, mit Plätzen zum Sitzen und Schlafen, als private Aufenthaltsorte. Ordne die Dachgärten in verschiedenen Geschossen an und sorge immer dafür, dass sie direkt von bewohnten Teilen des Gebäudes aus zugänglich sind.
Versuch die Dachgärten an die offenen Enden der GEBÄUDEFLÜGEL MIT TAGESLICHT (107) zu legen, um den Lichteinfall möglichst wenig einzuschränken. Dachgärten können wie Balkone, Galerien oder Terrassen angelegt sein - PRIVATTERRASSE AN DER STRASSE (140), DIE GALERIE RUNDHERUM (166), ZWEI-METER-BALKON (167). In jedem Fall leg den Dachgarten so, dass der windgeschützt ist - SONNIGE STELLE (161) -, und schütze einen Teil mit einer eigenen Überdachung - eventuell einer Markise -, sodass man sich auf dem Dach auch sonnengeschützt aufhalten kann - MARKISENDÄCHER (244). Behandle den einzelnen Dachgarten wie jeden anderen Garten, mit Blumen, Gemüse, Zimmern im Freien, Markisen, Kletterpflanzen - ZIMMER IM FREIEN (163), GEMÜSEGARTEN (177), ERHÖHTE BLUMENBEETE (245), KLETTERPFLANZEN (246)
Muster: Gebäude
98. ORIENTIERUNG DURCH BEREICHE
104. VERBESSERUNG DES BAUPLATZES
107. GEBÄUDEFLÜGEL MIT TAGESLICHT
114. HIERARCHIE VON AUSSENRÄUMEN
129. GEMEINSCHAFTSBEREICHE IN DER MITTE
135. WECHSEL VON HELL UND DUNKEL
140. PRIVATTERRASSE AN DER STRASSE
149. ENTGEGENKOMMENDER EMPFANG
151. KLEINE BESPRECHUNGSZIMMER
159. LICHT VON ZWEI SEITEN IN JEDEM RAUM
183. ABGRENZUG DES ARBEITSPLATZES